Forum > Fragen zur Kabbalah
Hat der Mensch einen freien Willen?
Aisha:
Schalom,
Was sagen die Kabbalisten über den Freien Willen?
Zitat aus : Derech Hashem, Moshe Chaim Luzzato (Ramchal)
G'tt ist gut und Gutes tuend. Er ist das einzige Wesen, auf das das Wort "Vollkommenheit" zu 100% zutrifft. Der Mensch kann "vollkommen" nur relativ im Verhältnis zu etwas Unvollkommeneren sein.
Der Sinn der Schöpfung ist es, dass G'tt seinen Geschöpfen das Gute gibt. Dies erfolgt dadurch, dass sich der Mensch an seinen Schöpfer anheftet. Dies muss jedoch, wie es der von dir genannte Kabbalist Ramchal (Luzzato) sagt, aus seiner freien Wahl heraus geschehen. Der Mensch so sagt er muss "Meister "(Baal) über diesen Prozess sein. Deshalb hat G'tt den guten (jetzer ha tov) und den bösen Trieb (jetzer ha ra) geschaffen.
Der Mensch hat die Macht den bösen Trieb zu überwinden und sich mit dem Guten zum Schöpfer hin zu bewegen.
Obwohl G'tt den bösen Trieb geschaffen hat, gibt es in ihm keinerlei Böses, einen Mangel oder Finsternis.
Finsternis so Ramchal existiert nicht in G'tt selbst, sondern es bedeutet die Abwesenheit von Licht, die Abwesenheit des Schöpfers.
Zitat Ende
Aisha
Aisha:
Schalom,
--- Zitat ---Nach Mosche Chaim Luzzato, einem einflussreichen Ausleger und systematischen Philosophen der lurianischen Kabbalah des 18. Jh. ist die physische Welt mit den spirituellen Sphären oben verbunden. Umgekehrt beeinflussen diese spirituellen Sphären die physische Welt. Gemäß seiner Ansicht, die er in "Derech Hashem" (der Weg G'ttes) entwickelt hat, haben Juden die Möglichkeit durch physische Taten und
freien Willen diese spirituellen Kräfte zu leiten und zu kontrollieren. Diese spirituellen Kräfte beinhalten: Tikkun (Korrektur, Gutes, die Anwesenheit des göttlichen Lichtes) und kilkul (Schaden, Böses; nicht nur die Abwesenheit von Gutem und göttlichem Licht , sondern eine eigene Kraft , die durch die Abwesenheit von Gutem und göttlichem Licht gestärkt wird). Der Wunsch G'ttes für die Schöpfung ist, dass seine Geschöpfe letztendlich seine Einheit erkennen werden und das Böse überwinden. Dies wird zur Vollkommenheit (tikkun) der Schöpfung führen. Juden haben jetzt die Torah und sind sich der Einheit G'ttes bewusst. Wenn die ganze Menschheit das erkennen wird, wird die Korrektur
abgeschlossen sein.
--- Ende Zitat ---
Quelle: http://www.jewishvirtuallibrary.org/jsource/biography/luzzatto.html
Aisha:
Schalom,
Fortsetzung aus Derech HaShem von Moshe Chaim Luzzato (Ramchal)
über den Freie Willen:
--- Zitat ---"Das Ziel der Schöpfung (tachlit ha brijah) ist es das Gute von G’tt zu empfangen.
Das größte Gut muss durch den freien Willen des Menschen erlangt werden.
Das Endziel erreicht der Mensch durch die Anheftung an G’tt.
Deshalb ist der Mensch vom Schöpfer zwischen Vollkommenheit (schlemut) und Fehlerhaftigkeit (chesronot) gestellt worden.
Die physischen Dinge helfen das Vollkommene zu erreichen. Durch Aktivitäten in dieser Welt kann er Finsternis in Licht verwandeln. Mit der richtigen Absicht kann so der einfachste physische Akt ein Akt der Vollkommenheit werden .
G’ttes Licht erlangt man durch das Streben zu ihm, durch seine Nähe.
Die Abwesenheit des Lichtes (die Ferne von ihm) wird niemals durch G’tt verursacht, sondern geht immer vom Menschen aus. Denn G'tt möchte all sein Gutes geben.
Die Gebote wurden zu dem Zweck gegeben , den Menschen näher zu G’tt zu bringen.
Jedes Ding in der phyischen Welt hat ein Gegenstück in den spirituellen Kräften. Sie sind die Wurzeln aller physischen Dinge, d.h. ihre Ursache
Mit EINER Ausnahme! Alles , was vom freien Willen des Menschen abhängt, wird nicht von oben verursacht.
G’ttes Wille war es, dass der Mensch zwischen Gut und Böse frei wählen kann, deshalb machte er ihn in dieser Hinsicht vollkommen unabhängig.
So gibt es also zwei gegensätzliche Einflüsse:
1. der Determinismus der Natur
2. das NICHT - determinierte als Ergebnis des freien Willens in der physischen Welt
Der Determinismus wirkt von Oben nach Unten als Ergebnis der spirituellen Kräfte.
Das Nicht-Determinierte System des freien Willens von Unten nach Oben :
Der Mensch hat nur einen direkten Einfluss auf die physischen Dinge. Weil die physische Welt jedoch mit den höheren Kräften verbunden ist, wirkt jeder Einfluss auf die physischen Dinge auch auf das spirituelle Gegenstück oben.
Auf diese Weise beeinflussen die physischen Taten des Menschen in dieser Welt die spirituellen Kräfte oben. "
--- Ende Zitat ---
Aisha:
Schalom,
Derech HaShem von Moshe Chaim Luzzato (Ramchal)
--- Zitat ---Obwohl die meisten Taten des Menschen Ergebnis seines freien Willens sind,
sind manche Folge der Belohnung oder Bestrafung des Schöpfers.
Der nicht determinierte Einfluss des freien Willens des Menschen wirkt immer auf die transzendalen Kräfte, sogar die Sprache und die Gedanken.
Diese spirituellen Kräfte reagieren darauf und wirken auf die physische Welt zurück.
G’tt ermöglicht das Böse , verursacht es jedoch niemals!
Wie geschrieben steht:
Ejn hakadosch baruch hu, mejached schmo al ha’ra.“
„Der Heilige , gelobt sei er, bringt seinen Namen nicht mit dem Bösen in Verbindung.“
G’tt ist niemals , auch nicht indirekt die Ursache des Bösen. Dieses wird durch die Abwesenheit von Gutem/Licht verursacht.
G’tt hat in seiner Weisheit bestimmt, dass die Welt das Gute und das Böse beinhaltet. Der Mensch hat die Aufgabe das Böse zu bekämpfen und es davon abzuhalten zu regieren, bis es schließlich in der ganzen Schöpfung verschwinden wird.
Das Gute ist jedoch höher als das Böse, denn es kommt von der Vollkommenheit G’ttes selbst, der weder Anfang noch Ende hat. Das Böse jedoch wurde erschaffen und wird einst für immer verschwinden.
Der Ruach haKodesch (der Heilige Geist) ist die Hilfe , um das Licht und g’ttliche Inspiration zu erhalten.
Ebenso hat er es möglich gemacht, dass der Mensch Finsternis, Zerstörung und einen unreinen Geist über sich bringen kann. Dies geschieht am häufigsten durch Zauberei (Hexerei) und Spiritismus (Kommunikation mit Toten). Beides verbietet die Torah.
Es kommt von den bösen Kräften oder durch Shedim (Dämonen). Diesen bösen Kräften sind jedoch Grenzen gesetzt und sie werden durch größere Kräfte (gute) beseitigt.
Wie es geschrieben steht: Ejn Od milvado- wa’ afilu ke’schafim“
Es gibt nichts außer ihm (5. Mose 4:35).
[Hier eine Bemerkung von mir (Aisha): diese Begebenheit bezieht sich darauf, dass G’tt das Volk Israel aus Ägypten führte und das mit großer Macht, damit sie erkennen, dass -
In der deutschen christlichen Übersetzung steht: 5.Mose 4:35 :
Du aber hast's gesehen, auf dass du wissest, dass der HERR allein Gott ist und sonst keiner.“]
Dies bedeutet, dass der Schöpfer, gelobt sei er, über alles die Macht hat, auch über Zauberer und Spiritisten.
Im Talmud steht: „Rabbi Chanina wird nicht von Zauberei berührt, weil sein Verdienst (bei G’tt) so groß ist.“ (Sanhedrin 67b)
--- Ende Zitat ---
Aisha
Aisha:
Schalom,
Derech HaShem von Moshe Chaim Luzzato (Ramchal)
--- Zitat ---
G’tt hat die Macht über alles und er wacht über alles -
hebräisch: Ha adon baruch hu hineh hu maschgiach al col
Zuerst über die spirituellen Kräfte und alles, das aus ihrer essentiellen Natur kommt.
Dann über die Engel, denen er ihre Machtbereiche zuordnet.
Der Mensch jedoch ist anders als alle anderen Spezies, weil er einen freien Willen bekommen hat. Er hat die Fähigkeit sich mit Vollkommenheit (schlemut) oder Fehlerhaftigkeit (chisaron) einzulassen.
Deshalb übt der Mensch selbst einen aktiven und sich bewegenden Einfluss aus und ist nicht etwas,
das von Oben nur gelenkt wird.
Deshalb handelt die g’ttliche Vorsehung mit dem Menschen anders als mit allen anderen Wesen. Er überwacht und prüft genau jedes Detail seiner Handlungen und veranlasst dementsprechend Dinge, die das Resultat seiner Wege und die Frucht seiner Taten sind.
So wird der einzelne Mensch zurechtgebracht , Maß für Maß.
Dies gilt nur für den Menschen. Alles andere wird von Oben gelenkt und hat selbst keinerlei Einfluss . Sie erhalten nur ihre Art (Spezies) als Ganzes gemäß ihrer Natur , die sie gemäß ihrer spirituellen Wurzel haben.
Der Mensch jedoch handelt als einzelnes Individuum Einfluss (haschpaa) aus .
Deshalb braucht er auch eine individuelle g’ttliche Vorsehung. Diese ist Ergebnis seiner Taten, nicht mehr und nicht weniger.
--- Ende Zitat ---
Aisha
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