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Was bedeutet die Verfluchung des Feigenbaumes

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Aisha:

Liebe Leser,

Es geht weiter mit der Abhandlung bezüglich der 4.

Hier noch einige Quellenangaben und Zusatzinformationen zu dem gestrigen Beitrag:

Zu der Auslegung, dass der Feigenbaum der "Baum der Erkenntnis von Gut und Böse" war.
Die Angaben in Klammer sind die Talmudstellen. Rashi ist ein Kommentator zum Talmud.
Seine Kommentare werden dem Tanach oft zugefügt (chumasch mit Rashi). Ein Grundlagenstudium sozusagen.

Kommentar Rashi: „Blätter des Feigenbaumes „ (1. Mose 3:7)

_ der Baum von dem sie gegessen hatten. (Sanh. 70 b)

Durch die Sache, die sie verdorben hatte, wurde ihnen geholfen
„Die anderen Blätter verwehrten es ihnen“ (Ber.rab. 15)

Warum steht der Name des Baumes nicht deutlich?

„Weil der Heilige , gelobt sei ER, kein Geschöpf kränken will; dass man ihn nicht beschäme und sage, durch diesen ist die Welt geschlagen worden.“ (Midrasch R. Tanchuma)

Deshalb ist es auch nicht verwunderlich, dass der Feigenbaum im Tanach ein sehr positiv besetztes Symbol ist. Feigen waren auch eines der Grundnahrungsmittel in biblischen Zeiten. Hier noch einige Info:

Die Blätter des Feigenbaumes treiben im Frühling aus (ca. Anfang April).
Unter den Blättern findet man die sogenannten Vorfeigen ( phigim). Auch diese kann man essen. Sind jedoch nicht saftig. Im Juni kann man die Bikkurim ernten (Erstlingsfrüchte), im August die Haupternte. Diese Feige (teena) ist die beste, wird getrocknet usw.

Der Feigenbaum gibt seine Früchte mehrmals und in verschiedener Qualität, nicht so wie die meisten anderen Bäume. Deshalb wird der Feigenbaum mit dem Studium der Torah verglichen. Auch dieses erfolgt schrittweise.
So wie auch die Entwicklung des geistigen Menschen.

In einem Midrasch heißt es, daß es sich mit den Feigen ebenso verhält wie mit den Patriarchen und ihren Nachkommen: Sie reifen nicht zur selben Zeit. Der erste, der "reifte" war Abraham, dann Yitzhak, denn Jakob und danach der Rest des Volkes Israel (Bereschit Rabba 46,1).

 schalom

Aisha

Aisha:
Lieber Freily,

die Übertragung einer Frage zum Thema aus dem alten Forum:


--- Zitat ---Freily : Eigenartigerweise fällt mir gerade die Bedeutung der Vier (4) in dieser Prophezeiung auf, denn die Römer sind die 4.Macht der Statue aus der Vision des König Nebukadnezars, die der Daniel deutete.

Die Vier ist in den Welten der Kabbalah der Malchut, und somit komme ich auch zu der Deutung, daß trotz allem Wissens der Juden in bezug auf die Schriften und Welten, das "tiefere" Eintauchen in die Welt Malchut durch den Fall von Adam und Eva vom EWIGEN gesehen wurde, aber die Bedeutung noch keinem offenbarte.

--- Ende Zitat ---

Auf keinen Fall darf man diese Welt (olam Hazeh) mit "Malchut" gleichsetzen.
denn dann könnten wir in die Versuchung geraten dualistisch zu denken und anzunehmen die Sefirot hätten irgendetwas Böses an sich. G'tt bewahre!
Auch könnten wir daraus folgern jemand hätte Malchut verflucht.
Ich weiß schon Freily, du meinst es nicht so, aber wir wissen mittlerweile wie man aus dieser sehr hohen Sprache falsche Schlüsse ziehen kann und die Verantwortung ist hier sehr groß.

Es fängt schon damit an, dass es problematisch ist mit "oben", "unten" räumlich zu denken.
Mir persönlich ist deshalb die Sprache der älteren Kabbalisten und besonders die des Shimon Bar Jochai im Buch Zohar viel lieber . Denn er spricht sehr viel von den "Kleidern" (levushim) , Umhüllungen usw. Man denkt hier dann nicht linear (oben-unten, hoch-niedrig) sondern viel mehr in konzentrischen Kreisen .

Malchut מלכות

Malchut heißt übersetzt (Königreich, königliches Gewand, es meint das "Königreich der Himmel")

Was sagt nun Shimon Bar Jochai (2. Jh. n.Z.)im Buch Zohar zu Malchut in dieser Welt (olam hazeh)?

es geht in diesem Text um die Frage des Shimon an den Meister des Himmlischen Lehrhauses, mit welchem Gewand die Toten nach der Auferstehung umkleidet werden, und ob dies in dieser Welt (olam hazeh) auch geschehen könne?

Ich zitiere aus der deutschen Übersetzung.


Zohar III.fd. 169a-170a

“Diese Welt ist entgegengesetzt jener, in der wir uns nach der Belebung der Toten befinden. Nicht ein Haarbreit bleibt dann von den Dingen dieser Welt, sondern alles geht zuerst unter in jenem Tau, der allen Schmutz hinwegschafft, und es verbleibt nur eine Kraftspur (wörtlich: Sauerteig) worauf ein neuer Leib gebildet wird.


Auf die Frage von Rabbi Shimon: „kann das in dieser Welt geschehen?“
siehe im Buch Esther 5,1. „und es war am dritten Tag, da bekleidete sich Esther mit Malchut.“ „.das heißt mit dem Abbild jener Welt“. [Erklärung: "jene Welt meint die zukünftige nach der Auferstehung bzw. das Königreich der Himmel]

„Malchut ist der Hauch der Heiligkeit, denn es ist damit das „Himmelreich „ gemeint. Da weht ein Hauch von dem Lufthauch jener Welt . mit dem bekleidete sich Esther. „

Und so war es auch bei Mordechai:

„Und Mordechai zog einhier vor dem König im Gewande von Malchut (Esther 8,15)“

„Sprach Rabbi Schimon:“ Wie erquickend sind diese Worte. Glücklich mein Teil, denn ich weiß, dass die Frommen in jener Welt sich mit dem Gewand umkleiden, das Gewand von „Malchut“ genannt ist.

„Die Luft im Garten Eden, ist ein Wehen des heiligen Geistes. Mit ihm umkleiden sich die Frommen, entsprechend ihrem Wandel in dieser Welt.“

Der Geist bildet eine Krone über dem Haupt. So war es auch mit den Kindern Israels als sie die Torah empfingen. Als sie jedoch ungehorsam waren , lesen wir:


2. Mose 33, 6 „Und es nahmen die Kinder Israels ihren Schmuck von sich vom Berge Horeb.“ D.h. „sie entledigten sich ihrer Gewandung“ [erklärung: Von Malchut].

Die schmutzigen Gewänder sind ein Werk des Satans. So lesen wir von Joschua

Sacharja 3,4-5: „Entfernt die schmutzigen Gewänder von ihm.“


Malchut ist also die himmlische Umkleidung der Gerechten in dieser Welt .
Der Zohar führt dann noch weiter aus, dass der Satan (Verführer, böse Trieb) keine Macht mehr über die hat, die in Malchut gekleidet sind.

Schalom

Aisha

Aisha:
Weiter mit den Feigenbaum aus Matthäus


Wenn wir uns die Schöpfungsgeschichte näher betrachten, liegt hier eine genau Systematik vor.

Die Bibel beginnt mit dem Buchstaben Beth im Wort Bereschit (im Anfang).

Da es im Hebräischen keine gesonderten Zahlen gibt, sind die Buchstaben gleichzeitig auch Zahlen. Das Beth ist die 2.

Alles in der Schöpfung ist in Paaren erschaffen, Mann und Frau usw. G’tt jedoch ist EINER, repräsentiert durch das Aleph, die 1, der erste Buchstabe im Alphabet.

„Aleph ist der heiligste Buchstabe“ (Buch Zohar).

Das Beth repräsentiert deshalb die Schöpfung und das Ziel der Schöpfung. Es ist die Dualität und die Pluralität der Schöpfung.
Es bedeutet auch Haus (bajit) , das Haus , das der Schöpfer gemacht hat.

Die Schöpfungsgeschichte erzählt von einem Adam, der zuerst einer war, dann zu 2 , Mann und Frau , wurde. Einem Fluss, der sich in 4 teilte. Einem Baum des Lebens , der in der Mitte des Gartens steht und einem Baum der Erkenntnis von Gut und Böse, der ebenso in der Mitte des Gartens steht.

Dieser Baum trägt im Unterschied zum Baum des Lebens, die Dualität, die 2 in sich.
Das Gute und das Böse. Leben und Tod. Davon wissen Adam und Eva jedoch zuerst nichts.

Im Unterschied zum Baum des Lebens, der NUR das Leben beinhaltet und deshalb die 1, G’tt symbolisiert.

Wenn wir nun zu der Geschichte mit dem Feigenbaum in Mathäus wechseln, fällt sofort die Ähnlichkeit der Symbole zur Schöpfungsgeschichte auf:

Er kommt von Beth-Fage von Osten nach Jerusalem –

Beth – die 2, das Haus der Feigen

Jeruschalem – repräsentiert das Vollkommene, Ganze, die 1.

Sich von der 2 zur 1 zu bewegen bedeutet: Bo – „komm“ , „zum Vater“ gehen .
Durch lehaschlim –vervollständigen. (im Wort schalem von jeruschalem).

Und deshalb sendet er auch 2 Jünger aus, um 2 Esel zu holen.



schalom

Aisha

Aisha:
Schalom,

Weiter geht es mit dem Gleichnis des Feigenbaumes

nachdem nun Adam und Eva von dem Baum der "Erkenntnis von Gut und Böse" gegessen hatten,

fühlten sie sofort ihre Trennung von G'tt ihrem Schöpfer: Sie fühlten , dass sie "nackt" (sterblich) waren und schämten sich. Sie versuchten sich mit den Blättern des Feigenbaumes zu bedecken, jedoch es half ihnen nicht, denn sie versteckten sich trotzdem.

Es wäre hier zu umfangreich die Systematik im Schöpfungsbericht zu erörtern, wie sich dort alles von der 1 über die 2 zur 4 bewegt.

Die 4 als Ausdruck des Getrenntsein von der 1 = G'tt.

Diese 4 und damit der Feigenbaum ist
das Symbol der "Welt vollkommen getrennt vom Schöpfer".

Es ist das Symbol für die Entwicklung ohne G'tt auf der rein materiellen Ebene.

Das Streben der Menschen nach Begierden und Genüssen ohne G'tt.

Das Symbol für den Menschen, der sich mit dieser Welt fern von G'tt zufrieden gibt.

Das Symbol des Materialismus, indem der Mensch seine Befriedigung sucht usw.

Darüber gäbe es viel zu schreiben.



Zurück zu Jeschua/Jesus -

Jesus bewegt sich nun von dem "Haus der Feigen" (Beth-Fage), der materiellen von G'tt vollkommen getrennten Welt, zum "Bajit JHWH" dem "Haus G'ttes" , das Mitten in Jeruschalaim steht.

Dort hatte G'tt sich ein Haus inmitten seines Volkes errichtet. Dieses "Haus JHWH" steht im Tanach auch für "den geraden Weg des Lebens".

Als nun Jesus auf diesem Weg zum Hause G'ttes geht, von der Welt getrennt von G'tt wieder zu G'tt gehen möchte, steht am Rande des Weges ein Feigenbaum.


Aisha

Aisha:
Schalom,

dieses Gleichnis vom Feigenbaum ist in seiner Gesamtheit so sehr von diesem Weg zurück zu G'tt, von der Welt der G'ttferne zum Vater , durchzogen, dass man beim Nachsinnen über diesem Text, täglich neue Aspekte findet 

Diese Symbolik betrifft, Zeit, Raum und Geist.

Ein weiteres Detail: Er geht nun von Beth-Fage dem Haus der Feigen nach Jeruschalem zum Haus G'ttes.
Hier finden wir neben der bereits besprochenen Raum-Symbolik eine Zeitsymbolik:

In der jüdischen  Auslegung (der Kabbalah) sind die 6 Tage der Woche, die jeweils in Paaren (einer gegenüber dem anderen) verstanden werden, Symbol für die materielle Welt.
Der Schabbat (Sabbat), der 7 Tag - steht für sich allein, Symbol für die EINHEIT , Symbol für Frieden, Symbol für die kommende Welt (olam ha ba) und noch viel mehr.

Nach der Torah sollten die Israeliten am Schabbat ihren Wohnort nicht verlassen

2 Mose 16,29 - 30:

"Seht, weil der Ewige euch den Sabbat gegeben hat, darum gibt er euch am sechsten Tag Brot für zwei Tage; ein jeder bleibe an seiner Stelle, niemand verlasse seinen Ort am siebenten Tag"


Die erlaubte Entfernung wurde von den Weisen mit 2000 Ellen festgelegt.
Wieder haben wir die 2 (das Beth) als Symbolik!

Und weil es keine Zufälle gibt  war die Schabbatgrenze zur Zeit Jesu für Jerusalem im Osten genau Beth-Fage! 
(dies lesen wir im Talmud)

Wir sehen also genau: Er bewegt sich auch zeitlich von der Grenze zu den Dingen dieser Welt , das ist Beth-Fage, in die kommende Welt, symbolisiert durch Jeruschalem und den Tempel.

schalom

Aisha

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