Autor Thema: Die böse Zunge  (Gelesen 6492 mal)

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Aisha

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Die böse Zunge
« am: Mo., 30. März 2009, 18:47 »
Zitat
von Aisha am So 5. Okt 2008, 17:42

Hallo,

ein noch immer aktuelles Thema! Leider!

    Die reine Rede:

    Über Gerüchte und böse Zungen zum Rufmord


    http://www.hagalil.com/judentum/chafetz-chaim/5767-01.htm

    Das schlechte Reden über einen Menschen, wird von den Weisen Israels auf das Schärfste verurteilt. Zahlreiche Abhandlungen und Gesetze befassen sich mit der "boesen Zunge", der Laschon hara. Gemeint sind ueble Nachrede, Verleumdung, Verhetzung, Propaganda, geistige Brandstiftung, Anleitung zu Neid, Missgunst, Zorn, Hass, Blutvergießen...

    Abb. Rabbi Israel Meir HaCohen Kagan, bekannt als der "Hofez Hajim"
    Im Mittelpunkt stehen bei diesen Erörterungen die Verletzungen und Schädigungen, Herabsetzungen und Beleidigungen, Kränkungen und Erniedrigungen, die in Folge unbedachter oder gar bewusst böswilliger Rede eintreten können.

    Der Schulchan arukh bewertet den Schaden durch eine "Kränkung mit Worten" höher als eine Schädigung im Vermögen; denn diese läßt sich zurückgeben, jene aber läßt sich nicht zurückgeben, wie folgendes Bild beschreibt:

    ... Ein Mann hatte schlecht über einen anderen gesprochen. Er ging zum Rabbi und fragte ihn, wie er das wieder gut machen könne.
    Der Rabbi trug ihm auf, ein Federkissen zu besorgen und herzubringen. Das tat der Mann und der Rabbi gab ihm den Auftrag, das Kissen aufzuschneiden und die Federn aus dem Fenster zu schütteln.
    Als der Mann damit fertig war, stellte sich der Rabbi neben ihn und sah eine Weile zu, wie die Federn vom Wind über die ganze Stadt verteilt wurden. Dann sagte er zu dem Mann: "So, und nun fange damit an alle Federn wieder einzusammeln." ...


    Die Gefahren der 'boesartigen Rede' werden in den heiligen Schriften eindringlich beschrieben und oft wird die "Kränkung durch Worte" als Schwerstverbrechen bezeichnet und mit dem Blutvergießen auf eine Stufe gestellt.

    Bis heute ist ''haLaschon har'a'' ein stets aktuelles Thema. Fuer den Hafez Hajim war es das Thema ueberhaupt. Die Torah - sie ist unser Leben und die Laenge unserer Tage - fordert von uns 'Schmirath haLaschon' (uebersetzt: 'Achte auf was Du sagst!'). Sie ruft uns dazu auf die Konsequenzen unserer Rede zu bedenken bevor wir sprechen.

    Das Einhalten der Gebote der 'reinen Rede' wird den Segen G'ttes in unser Leben bringen: Unsere Mitmenschen zu lieben und gut von ihnen zu reden ist nach der Torah die Grundvoraussetzung zum G'ttesdienst.

    Zur Erfuellung dieser entscheidenden Mizvah, empfahl Rabbi Israel Meir HaCohen Kagan, der Hofez Hajim, das Lernen der 'Gebote zur Huetung der Zunge' in kleinen taeglichen Portionen.

    Definiert wird die "Laschon hara" als negative und herabsetzende Bemerkungen, egal ob zutreffend oder falsch. Es ist einfach verboten von irgendeinem Menschen abfällig oder gar verunglimpfend zu sprechen und jeder der üble Nachrede und Gerüchte verbreitet verletzt das Verbot in Lev. 19:16: "Lo telekh Rahil b'Amekha". Geh nicht um als Zuträger unter deinen Nächsten.

    Verboten werden ausdrücklich Lashon hara (schlechte Rede) und Rechilut (das Zutragen von Gerüchten und Tratsch, welches zu Hass, Zorn und Groll verleiten kann). An vielen weiteren Stellen der heiligen Schriften wird auf das Thema Bezug genommen.

    · Die "Rechiluth" (das Gerüchtestreuen) ist streng verboten und man halte sich von Tratsch und Klatsch fern.

    · Das noch größere Vergehen ist die "Laschon hara", Also das Herumgehen und andere in Verruf bringen, indem man schlecht über sie spricht oder ihre Reputation in Zweifel zieht. Das Verbot gilt selbst wenn die Informationen völlig zutreffend sind.

    · Sind die Informationen gar irgendwie "aufgebauscht oder fabriziert", so sprechen wir von Verleumdung oder Rufmord (Mozi Schem ra). Ein "Mozi Schem ra", also einer, der Unwahrheiten in den Raum stellt oder verbreitet, wird als Schleuderer übler, bösartiger und falscher Berichte bezeichnet. Er ist der niedrigste aller Gemeinen und wird als "moralisch Aussätziger" betrachtet.

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schalom

Aisha


Aisha

  • Gast
Antw:Die böse Zunge
« Antwort #1 am: Mo., 30. März 2009, 18:51 »

Es stellt sich dabei eine Frage. Wenn es das Wichtigste ist, das Thoraleben mit den 613 Gesetzen zu leben, warum beginnt die Thora mit der Schöpfung, dem Garten Eden, den Geschichten von Adam, Noah, Abraham etc.? So interessant diese Passagen auch sind - aber ist denn die Thora ein Geschichtsbuch? Macht es wirklich etwas aus, ob wir wissen was in früheren Zeiten geschah? Wenn die 613 Gesetze so wichtig sind, warum zählt die Thora sie nicht einfach nacheinander auf (so etwa wie die zehn Gebote)? Mit anderen Worten, was ist der Zweck des Buchs Bereschit (Genesis) und dessen Geschichten als ein Teil der Thora?

Pirkei Avot
"Rabban Gamliel, the son of Rabbi Yehuda Ha'nassi, says, 'Torah study is good together with derech eretz [literally, "way of the world"], for the exertion of them both makes sin forgotten'." (Chapter 2, mishnah 1)


Derekh Erez kommt vor Torah
Mein Mentor, Rabbi Michoel Ber Weissmandl, s.a., stellte dazu folgenden Gedanken dar. Unsere Weisen lehren "Derech Erez kommt vor Thora". Rabbi Weissmandl erklärte dies so:

Wenn man keinen Derech Erez hat (wir übersetzen dies normalerweise mit "respektvollem Benehmen"), kann man keine Thora haben, unabhängig davon wie viel Kenntnisse von Büchern jemand hat. Wenn jemand in der Tat keinen Derech Erez hat, dann wird er wahrscheinlich die Thora für negative, destruktive Zwecke brauchen.

Rabbi Weissmandl fragte darauf: "Wenn Derech Erez eine Voraussetzung für Thora ist, woher erhalten wir diesen dann? Wer lehrte uns, damit anzufangen?" Seine Antwort war, "Unsere Erzväter lehrten uns die Bedeutung von Derech Erez."

Deshalb ist Genesis das erste Buch der Thora, auch bekannt als die Thora unserer Erzväter, der Originaltrakt Derech Erez (es gibt einen ganzen Trakt im Talmud, der die Bedeutung von Derech Erez erläutert). Das Buch Genesis hat relativ wenig Gesetze, denn das primäre Ziel ist es, uns zu helfen unsere grundlegende Thorapersönlichkeit zu erlangen. Im zweiten Buch der Thora (Exodus) fangen wir erst an, die Mehrheit der Gesetze zu lernen. Die Thora der Väter (die Thora, die uns Derech Erez lehrt) kommt daher vor der Thora von Moses (die Thora mit den 613 Gesetzen), denn Derech Erez ist eine Voraussetzung für Thora.

Sich selber kennen
Was genau ist Derech Erez? Derech Erez (wörtlich "der Weg des Landes") wird am besten mit "Respekt" übersetzt, denn es bezieht sich auf mehr als nur Höflichkeit, Anstand, Manieren oder Techniken, um Freunde zu gewinnen oder Leute zu beeinflussen. Derech Erez bedeutet Würde, andere mit Würde behandeln und, sogar noch wichtiger, sich selbst mit Würde zu behandeln. Die Suche nach Respekt beginnt zu Hause und deshalb ist Selbstrespekt der Kern von Derech Erez.

Selbstrespekt ist das Wissen, wer wir sind. Wir sind eine Schöpfung von G"tt, er schuf uns in seinem Ebenbild. Wenn wir wirklich verstehen, dass wir im g"ttlichen Ebenbild erschaffen wurden, können wir uns dann versagen, uns selbst mit Würde zu behandeln? Können wir es versäumen, andere mit Würde zu behandeln?

Stellen Sie sich einen unbezahlbaren Schatz vor, der in einem großen Safe eingeschlossen ist und einen Code bestehend aus einer Million Zahlen für die Öffnung benötigt. Stellen Sie sich vor, dass Sie 999.999 Zahlen korrekt wissen und nur eine einzige Zahl falsch haben. Diese eine falsche Zahl verhindert, dass Sie diesen Safe öffnen können. Jede einzelne Person ist ebenfalls eine kritische Zahl im g"ttlichen Schema. Jeder Mensch wurde für einen speziellen spezifischen Zweck erschaffen; jeder hat eine spezielle und einzigartige Funktion zu erfüllen, um diesen großen Schatz erschließen und die Welt erlösen zu können. Wenn eine Person in ihrer Aufgabe versagt, bleibt der ganze Schatz verschlossen. So lehrte uns auch Hillel: "Wenn ich nicht mache, was ich machen sollte, wer wird mich ersetzen?"
Wenn Sie dies wissen, wie können Sie Ihren Nächsten nicht gerne haben? Um so mehr, wie können Sie sich selbst nicht gerne haben? Rabbi Akiva sagte: "Liebe deinen Nächsten so wie dich, dies ist eine große Regel in der Thora." Sie können Ihren Nächsten nicht wirklich gerne haben, wenn Sie nicht wissen, was es bedeutet, sich selbst zu lieben.
Das Erste, das man sich merken soll, ist, sich selbst zu respektieren. Wer wirklichen Respekt vor sich selbst hat, wird niemals einen anderen Menschen klein machen. Andere klein machen bedeutet, dass man seinen eigenen Selbstwert noch nicht entdeckt hat. Man hat noch nicht verstanden, dass man im göttlichen Ebenbild erschaffen wurde.


Aisha

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Antw:Die böse Zunge
« Antwort #2 am: Mo., 30. März 2009, 18:52 »
Hallo,

ein Psalm, wie es um die böse Zunge geht:

Psalm 15

15 1 Ein Psalm Davids.
JHWH, wer darf weilen in deinem Zelt?

Wer darf wohnen auf deinem heiligen Berge?
2 Wer untadelig lebt und tut, was recht ist,

und die Wahrheit redet von Herzen,
3 wer mit seiner Zunge nicht verleumdet, /
wer seinem Nächsten nichts Arges tut

und seinen Nachbarn nicht schmäht;
4 wer die Verworfenen für nichts achtet, /
aber ehrt die Gottesfürchtigen;

wer seinen Eid hält, auch wenn es ihm schadet;
5 wer sein Geld nicht auf Zinsen gibt /
und nimmt nicht Geschenke wider den Unschuldigen.

Wer das tut, wird nimmermehr wanken.


Online freily

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Antw:Die böse Zunge
« Antwort #3 am: Di., 31. März 2009, 23:31 »
Schalom Aisha,
das ist ein sehr interessanter Einblick in die Tiefe der Torah, dafür danke ich Dir.
Jedoch komme ich mit einer Sichtweise noch nicht ganz klar und die habe ich nachstehend nochmal zitiert.
Wir sind eine Schöpfung von G"tt, er schuf uns in seinem Ebenbild.
Was heißt, in seinem Ebenbild?

So wie mir das Wort Ebenbild in der Schule erklärt wurde, kann die oben zitierte Definition nicht richtig sein, weil G*TT ein Geist-Wesen ist und wir sind aus Fleisch und Blut, also kein Ebenbild.

Daß G*TT uns nach seinem Bilde schuf, daß ist nachvollziehbar, weil es eine andere Schreibart der Vorstellung entspricht, was heißen würde, G*TT schuf uns nach seiner Vorstellung (Planung).

Ich glaube, damit haben mehr Menschen ein Problem mit dieser Definition vom Ebenbild in bezug auf die Schöpfung Mensch.

Liebe Grüße
Wer den richtigen Weg nicht sucht, ihn auch nicht findet.
Eine Meinung ohne Wissen ist ein leeres Geschwätz.
freily©

Aisha

  • Gast
Antw:Die böse Zunge
« Antwort #4 am: Mi., 01. April 2009, 10:29 »
Lieber Freily,

Zitat
Freily schrieb: So wie mir das Wort Ebenbild in der Schule erklärt wurde, kann die oben zitierte Definition nicht richtig sein, weil G*TT ein Geist-Wesen ist und wir sind aus Fleisch und Blut, also kein Ebenbild.

Nein mein Lieber. Wären wir nur aus Fleisch und Blut würden wir uns von den Tieren nicht unterscheiden. Den Menschen schuf ELOHIM aus der Erde und blies in ihn den NISCHMAT CHAJ. Diese Neschamah (höhere Seele) unterscheidet den Menschen vom Tier, das nur eine NEFESCH ist.
Beim Menschen ist die NESCHAMAH über die NEFESCH mit dem Blut und dem physischen Körper verbunden.

schalom

Aisha

 

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