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Gegenseitige Bürgschaft

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Chiara:
Arwut (Gegenseitige Bürgschaft)
Rav Yehuda Ashlag
(Fortsetzung von „Matan Tora“)
Ganz Israel ist füreinander verantwortlich, einer für den anderen.
(Traktate Sanhedrin 27b, Shawuot 39)

19) Rabbi Elasar, Sohn von Rabbi Shimon, verdeutlicht dieses Konzept von Arwut
(Bürgschaft) noch weiter, indem er erklärt, dass es nicht genügt, dass ganz Israel füreinander
verantwortlich sei, sondern dass stattdessen die ganze Welt in diese Bürgschaft mit
eingeschlossen werden muss. Hierin besteht kein Widerspruch, denn um einen Anfang
machen zu können, die Tora zu befolgen und die Welt zu korrigieren, wird jeder zustimmen,
dass es ausreicht, mit einem Volk zu beginnen, denn es ist unmöglich, mit allen gleichzeitig
zu starten. Wie überliefert ist, ging der Ewige mit der Tora zu allen Völkern, doch sie wollten
diese nicht empfangen, was bedeutet, dass sie bis zum Hals in Eigenliebe steckten. Einige
durch Ehebruch, andere durch Raub, Mord und anderes, sodass es zu diesem Zeitpunkt
unmöglich war, sie zu überzeugen oder gar zu fragen, ob sie zustimmen würden, von der
Eigenliebe zurückzutreten.

Daher fand der Schöpfer kein Volk und keine Sprache, welche befähigt gewesen wären, die
Tora zu empfangen, außer den Söhnen Abrahams, Isaaks und Jakobs, auf denen die
Verdienste ihrer Väter ruhten. Wie unsere Weisen sagten: „Die Väter befolgten die ganze
Tora, sogar schon, bevor sie ihnen gegeben wurde“, was bedeutet, dass sie aufgrund der
Erhabenheit ihrer Seelen imstande waren, alle Wege des Ewigen zu erkennen und zu
beschreiten, im Aspekt der Spiritualität der Tora. Dies wurde ihnen durch die Hingabe an Ihn
ermöglicht, ohne vorher den praktischen Teil der Tora, der die körperliche Reinigung betrifft,
benötigt zu haben, da sie keine Möglichkeit hatten, diesen zu befolgen, wie in „Matan Tora“,
Punkt 16, beschrieben wurde.

Und zweifellos wirkten sich die körperliche Reinheit und die seelische Erhabenheit unserer
heiligen Väter auf ihre Söhne und auf die Söhne ihrer Söhne aus. Ihr Verdienst spiegelte sich
in der Generation wider, in der alle ihre Mitglieder die erhabene Arbeit auf sich nahmen und
jeder klar und deutlich zustimmte: „Wir wollen es tun und hören.“ Deshalb wurden wir aus
Notwendigkeit heraus unter allen Völkern zu einem Am Segula1 (auserwählten Volk)
ausgewählt. Daraus folgt, dass nur die Mitglieder des Volkes Israel die geforderte Arwut auf sich nahmen
und kein anderes der Völker dieser Welt, denn sie hatten keinen Anteil daran. Dies ist einfach,
denn es ist die Wirklichkeit. Und wie konnte Rabbi Elasar dem nicht zustimmen?

Chiara:
20) Doch das Ende der Korrektur der Welt wird erfolgen, wenn sich alle Völker dieser Welt
dieser - Seiner (des Schöpfers) – Arbeit stellen. Wie geschrieben steht: „Und der Ewige wird
König sein über alle Lande. An diesem Tag wird der Ewige der Einzige sein und sein Name
der Einzige“ (Sacharja 14, 9). Und es heißt: „An diesem Tag“ und nicht eher. Und es heißt
auch weiter: „Denn das Land wird voll der Erkenntnis des Ewigen sein... (Jesaja 11, 9) ...und
alle Völker werden zu Ihm strömen“ (Jesaja 2, 2).

Dennoch gleicht die Aufgabe Israels gegenüber der Welt der Rolle unserer heiligen Väter
gegenüber dem israelitischen Volk. Das heißt, der Verdienst unserer Väter wirkte auf uns und
verhalf uns, uns zu entwickeln, bis wir würdig wurden, die Tora zu empfangen. Gäbe es nicht
unsere Väter, welche die Tora befolgten, bevor sie uns übergeben wurde, so wären wir um
nichts besser als alle anderen Völker (Punkt 12).

Und so hängt es vom israelitischen Volk ab, durch das Befolgen der Tora und der Mizwot
liShma [in der Absicht zu geben], sich und alle Menschen in der Welt zu befähigen, sich so zu
entwickeln, dass sie die erhabene Arbeit, den Mitmenschen zu lieben, auf sich nehmen. Diese
Arbeit ist die Leiter, um das Ziel der Schöpfung, Dwekut (Verschmelzung) mit Ihm, zu
erreichen.

Somit verhilft jedes einzelne Gebot – welches von jedem Israeliten, um seinem Schöpfer
Zufriedenheit zu schenken, ausgeübt wird, und nicht um der eigene Befriedigung willen –, die
Entwicklung aller Menschen der Welt voranzubringen. Denn die Entwicklung geschieht nicht
auf einen Schlag, sondern sie schreitet allmählich, Schritt für Schritt, voran, bis das Ausmaß
erreicht ist, welches die ganze Welt zur ersehnten Reinheit bringen kann. Das ist es, was
unsere Weisen als „die Neigung der Waage zur Seite des Verdienstes (des Freispruchs) hin“
bezeichnen, was bedeutet, dass die benötigte Reinheit erreicht wurde. Und sie verglichen dies
weiter mit Waagschalen, wobei das Austarieren der Gewichte zur Erreichung des gewünschten Gleichgewichts führt.

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