Autor Thema: Orthodoxie und Zukunft  (Gelesen 7037 mal)

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Offline זאב ברנובסקי ABA

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Orthodoxie und Zukunft
« am: So., 23. September 2012, 06:16 »
שלום כולם
Schalom zusammen!

Sehr oft fällt mir auf, dass wir uns allzuviel mit der Vergangenheit beschäftigen, in den antiken Schriften herumwühlen und darüber bis zum ergrauen diskutieren. Selbst meine Kinder machen mich darauf aufmerksam, dass wir doch eigentlich in einer Gegenwart leben und die Zukunft eigentlich vor der Tür steht. Gerade hierin haben wir doch im Judentum einiges mitzuwirken.
Das stimmt! Doch ich sage dazu ergänzend, dass wir nur die Zukunft bewältigen können, wenn wir aus der Vergangenheit gelernt haben, bzw. die Vergangenheit bis in die "biblische" Antike her wirklich gut kennen.
Nichts desto trotz soll ich doch auch ein bisschen über unsere Aufgabe unsere Ansicht für die künftige Zeit berichten, so wie z.B. in den Artikeln: HaOlam HaSzeh - HaOlam HaBah  oder auch in >Haus ISRAEL<. Hier wird der Faden von der Antike bis in die Zukunft durchgesponnen.
So möchte ich heute mal einen interessanten Artikel von Daniel Pipes weitergeben, und aus seiner Sicht etwas über die Gegenwart und Zukunft des Orthodoxen Judentums weiter geben!

Zitat von: Daniel Pipes
Bis zum 18. Jahrhundert gab es praktisch nur eine Form des Judentums – die, die heute orthodox genannt wird. Das bedeutet, dass nach den 613 Gesetzen der Religion gelebt wurde und das zu tunerfüllte das Leben des Juden mit Glauben. Dann entwickelten die Juden, beginnend mit dem Denker Baruch Spinoza (1632-77) und zügig durch die Haskala – oder „Aufklärung" – ab dem späten 18. Jahrhundert weiter gehend, eine weite Spannbreite alternativer Interpretationen ihrer Religion, von denen die meisten die Rolle des Glaubens in ihrem Leben verringerten und zu einer damit einher gehenden Reduzierung in jüdischer Verbundenheit führte.

Diese Alternativen und andere Entwicklungen, insbesondere der Holocaust, führten dazu, dass die Reihen der Orthodoxen auf eine kleine Minderheit vermindert wurde. Ihr Anteil der gesamten jüdischen Weltbevölkerung in der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg einen Tiefpunkt, als er auf rund fünf Prozent absank.

Die folgenden 60 Jahre erlebten allerdings eine Wiedererweckung des orthodoxen Elements. Dazu trugen auch wieder viele Faktoren bei, besonders ein Tendenz unter den nicht Orthodoxen, Nichtjuden zu heiraten und weniger Kinder zu bekommen. Jüngst für die USA veröffentlichte Zahlen des National Jewish Population Survey deuten ebenfalls in diese Richtung. Der orthodoxe Anteil amerikanischer Synagogen-Mitglieder z.B. ging von 11 Prozent 1971 über 16 Prozent 1990 auf 21 Prozent 2000/2001 hoch. (In absoluten Zahlen ist bemerkenswert, dass die jüdisch-amerikanische Bevölkerung in diesen Jahrzehnten beständig sank.)

Sollte dieser Trend anhalten ist vorstellbar, dass dieser Anteil in etwa in den Bereich zurückkehren wird, wo er vor zweihundert Jahren lag und die Orthodoxen wieder die große Mehrheit der Juden stellen. Sollte das passieren, könnte das nicht orthodoxe Phänomen im Rückblick als bloße Episode erscheinen, eine interessante, ereignisreiche, folgerichtige und doch zum Untergang verurteilte Suche nach Alternativen angesehen werden; das würde andeuten, dass nach dem Gesetz zu leben langfristig zur Erhaltung einer jüdischen Identität lebensnotwenig ist.

Diese demographischen Gedanken kommen auf, wenn man einen in der Jerusalem Post erschienenen Artikel liest: „US haredi leader urges acitivism" (Amerikanischer Hareidi-Leiter drängt auf Aktivismus) von Uriel Heilman, in dem er über eine „überaus bedeutende Rede" von Rabbi Shmuel Bloom Ende November 2004; Bloom ist stellvertretender Präsident der Agudath Israel of America. Agudath, eine orthodoxe Organisation mit dem erklärten Auftrag „Torah-loyale Juden zur Aufrechterhaltung des authentischen Judentums zu mobilisieren", hat Mitglieder, die von glatt rasierten Männern bis zu Trägern schwarzer Hüte (den Hareidi) reicht, von Juden, die an säkularen Universitäten ausgebildet wurden, bis zu vollzeitlichen, Jiddisch sprechenden Talmud-Studenten.

Rabbi Bloom sagten einer Zuhörerschaft von Agudath, jüdische demographische Trends machten es erforderlich, dass amerikanische orthodoxe Juden sich nicht länger, wie in der Vergangenheit, in ihren Gemeinde-Interessen vergraben und erwarten, dass nicht orthodoxe jüdische Institutionen die Hauptlast der kommunalen Verantwortlichkeiten schultern. Statt dessen müssen die Orthodoxen mitmachen oder sogar von ihren nicht orthodoxen Glaubensgenossen Aufgaben übernehmen, wie die Bekämpfung des Antisemitismus, Gelder nach Israel zu schicken und Lobbyarbeit bei der amerikanischen Regierung zu leisten. „Die Dinge, bei denen wir uns auf die säkularen Juden verlassen", fragte er, „wer wird die erledigen, wenn die säkulare Gemeinschaft weiter abnimmt? Wir müssen unsere Pläne erweitern, um Dinge einzuschließen, bei denen wir uns bisher darauf verließen, dass sie säkulare Juden tun würden."

Er übertreibt in so fern, als einige orthodoxe Juden in den Vereinigten Staaten in herausragender Weise in nationalen (z.B. der demokratische Senator Joseph Lieberman aus Connecticut) wie kommunalen Angelegenheiten (Morton Klein von der Zionist Organization of America fällt dazu ein) engagiert gewesen sind. Aber er liegt in so fern richtig, als orthodoxe Institutionen sich im Allgemeinen aus Auseinandersetzungen in Amerika herausgehalten haben, außer, wenn sie damit ihre eigenen, engen Zielsetzungen verfolgen konnten.

Andere in der Agudath stimmen damit überein, dass die Orthodoxen ihre Zielsetzung verbreitern müssen. Der stellvertretender Direktionsvorsitzender der Organisation für Regierung und öffentliche Angelegenheiten, David Zwiebel, merkt an, dass „mit unserer wachsenden Zahl und der Reifung unserer Gemeinschaft und dem größeren Selbstvertrauen, das mit dieser Reife und dieser Zahl einher geht, ist es keine Frage, dass wir wenigstens anerkennen müssen, dass es gewisse Verantwortlichkeiten gibt, die wir auf unsere Schultern laden müssen".

Heilman begreift diese Absicht, eine größere Rolle im nationalen und jüdischen Leben zu übernehmen, als „ein Zeichen des Erfolgs der amerikanischen Hareidi-Gemeinde ihre Zahl zu erhalten wie auch ihr Versagen darin, diesen Erfolg in mehr Einfluss in der Gesamtgemeinde zu verwandeln".

Es könnte auch auf einen tief gehenden Wandel im jüdischen Leben in den Amerika und über diese hinaus hindeuten, weil es ein Haupthinweis auf das politische Erwachsenwerden der Orthodoxie und vielleicht sogar ihrer schließlich erfolgenden Ersetzung des nicht orthodoxen Judentums ist.


שלום אבא
Schalom ABA
זאב ברנובסקי



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Offline freily

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Re: Orthodoxie und Zukunft
« Antwort #1 am: So., 04. November 2012, 18:57 »
Schalom ABA,

die Vergangenheit ist wichtig, will man die Zukunft über die Gegenwart besser gestalten.
Zitat von: ABA
Sehr oft fällt mir auf, dass wir uns allzuviel mit der Vergangenheit beschäftigen, in den antiken Schriften herumwühlen und darüber bis zum ergrauen diskutieren.
Mir fällt auf, daß wir Menschen immer geneigt sind, einmal begangene Fehler mitzuschleppen, anstatt sie abzustellen.

Zu behaupten, orthodoxe Juden würden die 613 Gebote befolgen, ist schlicht und ergreifend falsch formuliert, denn dazu müßte der Tempel stehen und die alte Ordnung wieder eingeführt sein duch den EWIGEN und seinem Maschiach.

Die Gebote sind zZ. keine 613 an der Zahl, sondern abzüglich der Priestergebote zu betrachten, oder irre ich mich da mal wieder?


Liebe Grüße
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Offline freily

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Re: Orthodoxie und Zukunft
« Antwort #2 am: Do., 22. August 2013, 12:31 »
Schalom ABA,

ergänzend möchte ich sagen, daß wir, die orthodox jüdischen Glaubens sind, auch lernen müssen, unserem Bruder und Rabbi Jeschua BEN Joseph, denn richtigen Rahmen zu geben, die sein Werk der Aufklärung verdient, denn es war nicht sein Fehler, daß sich ein Paulus von Tarsus bezüglich seiner Auslegung der Torah sehr irrte.

Das Warum, habe ich versucht hier zu erklären.

Liebe Grüße
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freily©

 

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