Autor Thema: דניאל - DANIEL das "Problemkind" der "Bibel"  (Gelesen 8680 mal)

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Offline זאב ברנובסקי ABA

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דניאל - DANIEL das "Problemkind" der "Bibel"
« am: Mo., 13. Mai 2013, 21:00 »
שלום כולם
Schalom zusammen,
aus gegebenem Anlass möchte ich heute einen Beitrag hier zusammenfassen, der über DANIEL, das Buch Daniel sowie die durchweg dilettantischen Fehlberechnungen verschiedenster selbsternannten Endzeitpropheten, eingehend berichtet. Über das Thema habe ich in meinen vergangen 12 Internet-Jahren einiges geschrieben und möchte im Anschluss-Posting das Wichtigste aus unserer progressiven jüdisch-religiösen Sicht aufführen. Auch denke ich, dass es einige Diskussionen auslöst, wie es auch in den vergangenen Jahren zu verzeichnen war. Dazu eröffne ich einen FAQ-Thread.
Von vornherein möchte ich schon mitteilen, dass das Schrift-Dokument >DANIEL< keinesfalls den apokalyptischen Charakter darstellt, wie es von den meisten ausgeschlachtet wird. Allerdings kennen wir dies auch vorwiegend nur von christlichen, sowie jüdisch/messianischen Auslegern. Auch möchte ich Eingangs nur in Erinnerung rufen, welcher Unfug dies bereits bei den Gläubigen vor allem aus dem Christentum angerichtet hat. Sehen wir alleine nur auf das Wiederkunft-Geschwafel der ADVENTISTEN aus dem 19.Jahrhundert. Ganz zu schweigen von den ständigen Weltuntergangs-Prognosen der ZJ. Die charismatische Heilspläne, die ständig bezüglich Parusie und Entrückung erneuert werden, gehören ebenso zur Makulatur der Daniels-Auslegungen. Zumal das Buch Daniel erst in der Makkabäerzeit redaktionell als pseudepigraphes Werk entstand, und als umstrittenes Werk keinesfalls als "prophetische Schrift" Zugang später in den TANACH fand. Es wurde lediglich als Roman der Erbauung (bez. der makkabäischen Freiheitskämpfer) als KETUBIM-Teil in den TANACH hinzugenommen.
Weiterhin empfehle ich folgende Beiträge von mir vorher noch zu überfliegen, die zum größten Teil den eschatologischen Berechnungs-Status aus Daniel zu Grunde legen. Die aufgeführten Weltuntergänge sowie Messias-Erscheinungen haben sich ja bekanntlich alle in Schall und Rauch aufgelöst.

Wir "Schriftgelehrte" des alten "antiken Schlages" sind also auch hierin wieder einmal völlig anderer Auffassung. Dies werde ich ganz besonders bezüglich des Buches und der Person DANIEL anschließend ausführen. Meine Quellen sind auch hier wieder außer meinen Lehrern, die euch mittlerweile aus anderen Beiträgen bekannt sind, noch Rabbi Dr. Hugo Fuchs, Leopold Zunz, David Baumgardt, Moritz Friedländer, Adolf Kamphausen, Walter Baumgartner.

שלום אבא
Schalom ABA
זאב ברנובסקי


Hier einer der ältesten Schriftteile vom Buch DANIEL, mit dem ich als Häresiograph in den 70er arbeiten durfte:


Es folgt:
Kein DANIEL – keine beRECHNUNG !!!
(sowie der Hinweis auf FAQ)

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Offline זאב ברנובסקי ABA

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דניאל - DANIEL das "Problemkind" der "Bibel"
« Antwort #1 am: So., 26. Mai 2013, 22:22 »
Wie recht hat doch der TALMUD, wenn wir in Sanhedrin 97b lesen:
Es schwinde der Geist derjenigen,
die das ENDE berechnen wollen!!!


(Endlich mal ein prophetisches WORT, das auch immer wieder eingetroffen ist)

- ... also nichts für Ungut zum folgenden Beitrag -




Kein DANIEL - keine Berechnung !!!

Die Prosadichtung Daniel aus dem TANACH stammt aus der Makkabäerzeit. Ebenso die zusätzlichen jüngeren Ausführungen über das Bittgebet Asarjas im Feuerofen, die Schoschanna im Bade und die Satire vom Gott Bel mit der Geschichte vom Drachen, der von den Babyloniern verehrt wird jedoch von Daniel umgebracht wird. Daniel, genauso wie Hiob sind keine israelitische historische Gestallten des religiösen Judentums, sondern gehören zur Erbauung der redaktionellen Dichtung an. Daniel ist also zu den Pseudepigraphen einzuordnen, zumal die Schrift keinen Eingang zum eigentlichen TANACH gefunden hatte. Die Daniel Schrift wurde letztlich nur als Erbauungs-Schriftdokument in den Teil >Schriften< des TANACHS aufgenommen und hat keinen prophetischen Charakter. Es war die Erbauungsschrift der Makkabäerzeit, die dazu gedacht war das israelitische Volk dazu anzuspornen ohne die Person des MESSIAS gegen einen Fremdherrscher zu überzeugen und zu siegen. Was letztlich gegen die Ptolemäer auch geschah.
Der Mann DANIEL ist eine reine Fiktion der Redakteure und historisch nirgends belegt. Die Hauptfigur DANIEL ist teilweise in der 3. Person geschildert, teilweise wird in der ICH-Form berichtet. Der Anfang bis Kapitel 2,4 sowie Kapitel 8 bis zum Schluss ist in hebräischer Sprache. Das Mittelstück besteht zum einen Teil aus aramäisch sowie andererseits aus einem sog. west-palästinischen Dialekt. Also genau was zur Makkabäer-Zeit angesagt war. Deshalb wurde ein Vorbild für unsere israelitischen Vorfahren geschildert, welches schier makellos anzusehen ist. Aus einer vornehmen jüdischen Familie kommend. Untadeliches Äußeres und Charakter, selbstlos und bescheiden, dankbar gegen GOtt, wahrheitsmutig und vor allem glaubenstreu. Er bereitete sich durch Fasten und andere Enthaltsamkeit auf die Offenbarungen GOttes vor und war weiterhin weichherzig und tolerant den Chaldäern gegenüber. Gesetzestreu war ebenfalls seine Charakterstärke. Er betete keinen irdischen Herrscher an, rührte keine nicht-koscheren Nahrungsmittel an, betet täglich Richtung Jerusalem.
Also keinesfalls kann die Abfassungszeit in das 6. Jhdt. v.u.Zr. fallen. Denn es besteht nämlich eine totale falsche Vorstellung von dieser angenommenen Zeit. So hat z.B. keine Exilierung von unseren jüdischen Vorfahren im 3. Jahre des Jojakim stattgefunden, wie es im 1. Kapitel heißt. Diese Angabe vergleichen wir mal mit 2. Chr. 36,6 ff. Weiterhin sagt auch die Schrift Jeremijahus in 25,1 , dass Nebukadnezar erst im 4. Jahre Jojakims König wurde. Ebenfalls war Belsazar weder Nebukadnezars Sohn noch jemals König, sondern der Sohn des letzten Babylonierkönigs Nabunaid. Weiterhin war Darius nicht Sohn eines der Xerxes noch der Vorgänger des Cyrus. Nebukadnezar ist auch nicht 7 Jahre lang wahnsinnig gewesen und Persien hatte auch mehr als 4 Könige gehabt. Ebenfalls hatte die Daniel-Schrift keinen Einfluss auf die nachexilische Zeit und Tanach-Literatur wie wir es von Jechsekiel und Deutero-Jeschajahu kennen. Deshalb kennt auch die Auflistung in Sirach weder das Buch noch einen Menschen DANIEL unter den frommen Schriften-Verfassern des TANACHs. Dies und noch vieles andere zeigt, dass im Buche Daniel nicht das zu suchen ist, was manche so gerne dort finden wollen.
Die Verfasser schildern eine Form der Weissagungen von Vergangenheit und Gegenwart, um daran Hoffnungen auf die Wendung zum Guten zu knüpfen, was genau zu dieser griechischen Besatzungszeit zutrifft. Es werden griechische Musikinstrumente genannt und ebenfalls die 4 Weltreiche wie das babylonische, das persische, das medische und das syrische sind klar auf diese Makkabäerzeit zu deuten. Weiterhin wird in 8,14 die Neuweihe (Chanukka) des Tempels schon vorausgesetzt, jedoch Antiochus Tod war noch offensichtlich unbekannt (11,45). Dies wurde nämlich nach 9,25 ff um den 9. Aw 3824 (164 v.u.Zr.) erwartet und erfolgte. Deshalb können wir davon ausgehen, dass die Abfassung der Danil Schrift im 1.Halbjahr 164 v.u.Zr. abgeschlossen war. Die Schrift war allerdings nicht aus einem Guss, was wir durch den Sprachwechsel erklären können.
Alles in Allem ist die Daniel-Schrift eine enthüllende Literaturgattung mit erdichteten Phantasie-Träumen und Visionen mit gedankenmäßig konstruierten halbmythischen Tiergestalten, Dunkelheit der Ausdeutung, eschatologischen Berechnungen, Engel und Auferstehungslehre sowie Verbindung von Nationalismus und Toleranz. Der widergöttliche König wird durch GOttes Gericht ohne Messias vor der Endzeit vernichtet. Der Zweck der Schrift ist durchsichtig. Die Makkabäer-Kämpfer sollten ermutigt werden in GOttvertrauen und Glaubenstreue auszuharren. Dies alles im Hinblick auf das seit langem geweissagte und nun baldigst zu erwartende Gottesreich.
Allerdings haben die Verfasser der Schrift zu leichtfertig gearbeitet und sich nicht die Zeit genommen die eigentlich vergangene Epoche der Vergangenheit zu studieren. Da gibt es weitere Widersprüche wie in 2,1 konnte Daniel eigentlich nur ein Knabe sein, siehe vorher Vers 4 in Kapitel 1. In Vers 16 ist zu den Pagen zu rechnen. Später in 2,13 gehört er zu den Waisen Babels und wird sogar in Vers 48 sofort zum Provinz-Statthalter. Unverständlich ist es auch, dass in 4, 25-30 über Nebukadnezar in der 3. Person geschrieben wird, jedoch im übrigen Kapitel dieser von sich selbst in der 1. Person spricht. Auch dass Daniel, eigentlich als Oberster der Weisen in 5,8 nicht gleich mit diesen erscheint. Einfach vergessend vom Verfasser sind auch die Feste im Nisssan/Tischri in den Versen 10,3 ff.
Die frühe griechische Abfassung der Daniel-Schriften waren auch später schon den Verfassern der Makkabäer-Bücher bekannt. Zusätze in der späteren LXX (Septuaginta) hebt die Beliebtheit der griechischen Daniel-Abfassung hervor. So gibt es auch eine Sage bei Flavius  Josephus (Altt. XI, 8,5) man hätte diese Abfassung schon Alexander dem Großen gezeigt.
Das Christentum deutete lange das 4. Weltreich in Kapitel (7,2 ff.) auf Rom. 9,26 ff. auf die Zerstörung Jerusalems durch Titus und den Menschensohn von 7,13 auf Jesus. Bis heute bietet die verworrene Daniel-Schrift genügen Futter für die haarsträubensten Prognosen der Endzeitforscher und Sekten besonders aus dem Christlichen Bereich. Aber darüber habe ich ja zur Genüge bereits gepostet.

שלום אבא
Schalom ABA
זאב ברנובסקי
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Re: דניאל - DANIEL das "Problemkind" der "Bibel"
« Antwort #2 am: Fr., 09. August 2013, 18:55 »
Schalom ABA,
Wie recht hat doch der TALMUD, wenn wir in Sanhedrin 97b lesen:
Es schwinde der Geist derjenigen,
die das ENDE berechnen wollen!!!



Kein DANIEL - keine Berechnung !!!
mit Verlaub, ich achte Dich als Experten der röm.-griech.-jüdischen Geschichte sehr.

Aber in Bezug auf den Daniel sind deine Daten vmtl. im Altertum hängen geblieben.
Ich möchte hier jedoch nicht sagen, daß sie falsch sind, aber es gibt fast hundert Gründe, warum sie nicht stimmig sind.

Ca. zwei Gründe habe ich Dir schon geschrieben, denn die Makabäer konnten die Zerstörung des 2. Tempels noch nicht ahnen, ausser sie hätten einen Seher unter ihnen gehabt, der Daniel hieß!  ;)

Warum ich dem Buch Daniel vertraue, hat seinen Grund in meinen empathischen Fähigkeiten, die mich aus diesem Buch ansprechen, der andere Grund sind meine Visionen, die mir sagen, daß der Wahrheitsgehalt des Buches bei 95% liegt und die anderen 5% auf der Unvollkommenheit des Menschen beruhen, die der Diabolos ausmacht, der keine Person ist, sondern unsere Verdrehtheit kennzeichnet.

Der dritte Grund liegt in der Schule der Aisha, die mir glaubwürdig erklärte, daß die Zeit in diesem UNiversum keine fixe Größe darstellt und nur relativ wäre.
Als geschulter Techniker wäre ich da beinahe vom Stuhl gefallen, bei dieser ungeheuerlichen Behauptung, aber als Wissenschaftler muß ich eingestehen, daß ich auch hier einem Irrtum erlegen war, denn die Formel vom unseren Bruder Einstein ist da sehr konsequent.

Zum Vierten muß ich sagen, für einen Kabbalisten meines Schlages ist es unerheblich, wann wie,wo ein Buch geschrieben wurde. Das Buch muß nur die universelle Wahrheit in sich tragen um als Informationsträger anerkannt zu werden.

Der fünfte und zugleich wichtigere Grund ist, daß die gesamten Schriften lediglich Replikationen sind, auch die Torah.
Aber das tut der Sache über den EWIGEN keinen Abbruch, denn die Informationen insich sind schlüßig und nachvollziehbar, und um das geht es bei den Schriften.
Zudem ist der Daniel ein Schlüsselbuch zur Enthüllung/Offenbarung des Jochanan (Johannes), damit wir, die darin forschen, eine Parallele erkennen können, zu unseren Visionen.

Ein Beispiel: Dan. 8,2 Ich hatte ein Gesicht und während meines Gesichtes war ich in der Festung Susa im Lande Elam am Fluss Ulai.
Diese Aussage bedeutet für mich nicht, daß er körperlich in Susa in der Festung war, sondern sich seine Vision dort abspielte, so wie ich mal eine Vision hatte, die ich auf einer Weide voller Kühe erlebte, obwohl mein Körper zu dem Zeitpunkt kilometerweit entfernt zu Hause im Bett lag.
Und trotzdem ging damals die Vision in Erfüllung, weil der Mensch, den ich zu warnen hatte, mir nur zur Hälfte vertraute.

Du siehst, so einfach darf ich die Dinge nicht betrachten.
Im übrigen ist der Daniel keine Endzeit-Prophezeiung, sondern beinhaltet den Hinweis, wann der dritte Tempel eingeweiht wird und das trifft exakt 2300 Jahre nach dem Einmarsch der Römer ins hl. Land ein.  :D

Liebe Grüße
Wer den richtigen Weg nicht sucht, ihn auch nicht findet.
Eine Meinung ohne Wissen ist ein leeres Geschwätz.
freily©

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Re: דניאל - DANIEL das "Problemkind" der "Bibel"
« Antwort #3 am: Fr., 17. April 2015, 17:45 »
Schalom ABA,
Zitat
Meine Quellen sind auch hier wieder außer meinen Lehrern, die euch mittlerweile aus anderen Beiträgen bekannt sind, noch Rabbi Dr. Hugo Fuchs, Leopold Zunz, David Baumgardt, Moritz Friedländer, Adolf Kamphausen, Walter Baumgartner.
nunja, keinen Einwand zu deinen Quellen, nur ist der Daniel ein kabbalistisches Buch und zudem vermutlich, wie die ganzen Schriften im übrigen auch, eine Kopie von einer Kopie, soviel ich weiß aus den mir mündlich überlieferten Infos.

Daß deine Lehrer allesamt gegen die Kabbalah sind, dürfte ein offenes Geheimnis sein und deshalb werde ich, voraus gesetzt der EWIGE erlaubt es mir, anhand der Torah den Zusammenhang der kabbalistischen Bücher Daniel und Enthüllung (Offenbarung) erklären, denn Kabbalisten wissen, daß das Universum ca. 13,5 -14,5 Milliarden Jahre alt ist und die Erde ca. vier Milliarden Jahre. Also ist die Annahme der Christen von den sieben Schöpfungstage ein Irrtum von Nichtswissenden.

Wer den richtigen Weg nicht sucht, ihn auch nicht findet.
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freily©

 

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