Autor Thema: Das Kreuz mit dem Kreuz im Klassenzimmer  (Gelesen 9154 mal)

0 Mitglieder und 1 Gast betrachten dieses Thema.

tricky

  • Gast
Das Kreuz mit dem Kreuz im Klassenzimmer
« am: So., 15. November 2009, 10:57 »
Schalom zusammen!

Aus gegebenem Anlass würde mich eure Meinung zu der aktuellen Dabatte rund um das Kreuz in europäischen Klassenzimmern interessieren. Österreich beispielsweise hat einen Vertrag mit dem Vatikan, der Österreich verpflichtet in Klassenzimmern mit mind. 50 % Anteil christlicher Kinder (von der Konfession her) ein Kreuz aufzuhängen. Ähnlich dürfte es in Italien sein, wo eine Klage einer Familie jetzt vor dem europäischen Gerichtshof Recht bekommen hat.

Kardinal Christoph Schönborn hat im ORF Interview gesagt, dass das ein kulturelles Zeichen ist und dass man es eben aufhängen müsste, wenn 50 % der Schüler Christen sind. Ich hätte ihm ja die Frage gestellt, ob er dafür ist, dass wenn 50 % der Schüler Moslems sind, dass dann ein Halbmond aufgehängt werden sollte, aber die Interviewerin war anscheinend zu feig das zu fragen.

Aus meiner Sicht gehört in die Klassenzimmer überhaupt kein religiöses Symbol, ganz in der Tradition der Trennung von Kirche und Staat. Was ist eure Meinung dazu?

viele Grüße

Tricky

Offline freily

  • Gründer
  • Hero Member
  • *****
  • Beiträge: 1.517
  • Fahrt zum Hermon
    • Schriftendiskussionen
Antw:Das Kreuz mit dem Kreuz im Klassenzimmer
« Antwort #1 am: So., 15. November 2009, 11:44 »
Schalom tricky,
Aus meiner Sicht gehört in die Klassenzimmer überhaupt kein religiöses Symbol, ganz in der Tradition der Trennung von Kirche und Staat. Was ist eure Meinung dazu?
ich schließe mich deiner Meinung in jedem Fall an, denn was Kultur ist entscheiden die Menschen durch einen Zeitgeist und nicht eine Vorschriften führende Institution.

Ich persönlich halte nichts von einem karthagischen Mordinstrument als Kulturzeichen das besonders schützenswert wäre.

Denn gerade im Zeichen des Kreuzes wurde millonenfacher Mord begangen. Dieses jetzt als Kulturzeichen hinzustellen ist für mich reine Blasphemie.!

Als Ersatz würde ich einen Spruch an die Wand malen lassen der die folgende Worte beinhaltet:

Tue anderen nicht, was Du nicht willst, daß man Dir antut !

Das wäre religiös neutral und trotzdem Ethisch.

Liebe Grüße
Wer den richtigen Weg nicht sucht, ihn auch nicht findet.
Eine Meinung ohne Wissen ist ein leeres Geschwätz.
freily©

Deria

  • Gast
Antw:Das Kreuz mit dem Kreuz im Klassenzimmer
« Antwort #2 am: So., 15. November 2009, 13:16 »
Aus meiner Sicht gehört in die Klassenzimmer überhaupt kein religiöses Symbol, ganz in der Tradition der Trennung von Kirche und Staat. Was ist eure Meinung dazu?
Zu religiösen Symbol in den Klassenzimmern sage ich Nein. Unter anderem, weil dadurch die Schüler mit etwas konfrontiert werden, was sie beeinflussen wenn nicht gar manipulieren könnte. Dann müsste auch der Religionsunterricht und einiges mehr aus den Schulen/Klassen genommen werden.

Das Problem ist aber - so glaube ich  - nicht das Kreuz selbst, sondern die Konkurenz zwischen Christ und Muslim. Und da wird es schwierig. Denn da müsste das Kreuz als Schmuck, sämtliche Medailons mit christlichen Motiven, wie auch das Kopftuch und die Gebetsschnur aus den Klassen verbannt werden. DAS wird aber nie gelingen und ist eventuell auch ein Eingriff in die persönliche Freiheit. (so man von Freiheit sprechen kann).

Liebe Grüße

Deria

PS.: Die Verehrung des Kreuzes habe ich noch nie verstanden. Das scheint mir nicht nur absurd...... Wahrscheinlich werde ich es auch nie verstehen.

tricky

  • Gast
Antw:Das Kreuz mit dem Kreuz im Klassenzimmer
« Antwort #3 am: So., 22. November 2009, 13:05 »
Schalom ihr beiden!

Wir sind uns also grundsätzlich einig, dass wir gegen religiöse Symbole in Klassenzimmern sind. Jetzt ist es aber so, dass seitens der kath. Kirche ja ein Punkt ins Treffen geführt wird, der auf den kulturellen Hintergrund eingeht. Die Argumentation lautet in etwa so:

Weil wir im christlichen europäischen Abendland wohnen, haben wir diese und jene kulturellen Errungenschaften. Dass wir als Europäer durch die christlich geprägte Kultur und das Diktat des Kreuzes im Mittelalter auch enormen Schaden bei uns (und anderen) angerichtet haben, steht sowieso in jedem Geschichtsbuch. Einem aufmerksamen Betrachter der Zeitgeschichte wird das nicht entgehen.
Ich frage mich nur, was wäre hier bei uns, wenn das anders geprägt wäre. Was weiß ich, wenn die Türken bei der Türkenbelagerung (unter anderem bei Wien) Erfolg gehabt hätten und wir seit 1683 nicht mehr die christliche, sondern eine islamische Leitkultur hätten. Ginge es uns besser? schlechter? oder ist das überhaupt nicht festzumachen?

Ist also der christliche Kulturkapitalismus in dem wir uns (ohne unsere Einflußnahme) befinden etwas, das unsere Gesellschaft und Kultur eher fördert als etwas anderes?

Ich möchte das ganz offen diskutieren, weil ich mir diese Gedanken mache. Bin für jede Wortmeldung dankbar.

viele Grüße

Tricky

Offline freily

  • Gründer
  • Hero Member
  • *****
  • Beiträge: 1.517
  • Fahrt zum Hermon
    • Schriftendiskussionen
Antw:Das Kreuz mit dem Kreuz im Klassenzimmer
« Antwort #4 am: So., 22. November 2009, 20:05 »
Hallo tricky,
Zitat von: tricky
Ich möchte das ganz offen diskutieren, weil ich mir diese Gedanken mache. Bin für jede Wortmeldung dankbar.
ich werde mich zurückhalten, weil ich wegen den Beiträgen mit ernamen und den unbeantworteten vier Schriftstellen etwas aus dem seelischen Gleichgewicht bin und ich will meinen Hass auf die kath. Kirche nicht ausleben müssen,

sonst muß ich als "Kelte" Thors Hammer holen! Das wäre nämlich hier in Europa das wirkliche Kulturerbe!  ;D  ???

Liebe Grüße
Wer den richtigen Weg nicht sucht, ihn auch nicht findet.
Eine Meinung ohne Wissen ist ein leeres Geschwätz.
freily©

Deria

  • Gast
Antw:Das Kreuz mit dem Kreuz im Klassenzimmer
« Antwort #5 am: So., 22. November 2009, 23:37 »
Hallo Tricky

Ich frage mich nur, was wäre hier bei uns, wenn das anders geprägt wäre. Was weiß ich, wenn die Türken bei der Türkenbelagerung (unter anderem bei Wien) Erfolg gehabt hätten und wir seit 1683 nicht mehr die christliche, sondern eine islamische Leitkultur hätten. Ginge es uns besser? schlechter? oder ist das überhaupt nicht festzumachen?
Ich bin mir nicht ganz sicher, wie du das meinst. So wie ich es verstehe muss ich sagen: Wenn ich das Weltgeschehen so beobachte, ginge es mir als Frau in der islamischen Leitkultur schlechter. Wie gesagt, wenn ich das Weltgeschehen beobachte und sehe, wie der Islam gelebt wird.

Zitat
Ist also der christliche Kulturkapitalismus in dem wir uns (ohne unsere Einflußnahme) befinden etwas, das unsere Gesellschaft und Kultur eher fördert als etwas anderes?
Auch hier weiß ich nicht, was genau du meinst.

Liebe Grüße

Deria

Aisha

  • Gast
Antw:Das Kreuz mit dem Kreuz im Klassenzimmer
« Antwort #6 am: Mo., 23. November 2009, 13:36 »
Schalom Tricky,

Zitat von: Tricky
Weil wir im christlichen europäischen Abendland wohnen, haben wir diese und jene kulturellen Errungenschaften.

Was bezeichnest du als "christlich europäisches Abendland".
Früher war es noch einfacher, da war Europa im Westen, wo bekanntlich die Sonne untergeht. Daher ABENDland. An der Westküste Spaniens war Schluss, Ende der Welt.
Seit 1492 müssen wir uns fragen: ist nicht Amerika das ABENDland?

Bei der Bezeichnung "christlich" wird es schon sehr sehr heikel. Meinst du unsere Gesellschaft hier basiert wirklich auf der Lehre eines Jesus?
Was könnte man in unserer Gesellschaft als kulturelle Errungenschaft bezeichen, die eindeutig von der Lehre Jesu kommt?


Zitat
Dass wir als Europäer durch die christlich geprägte Kultur und das Diktat des Kreuzes im Mittelalter auch enormen Schaden bei uns (und anderen) angerichtet haben, steht sowieso in jedem Geschichtsbuch. Einem aufmerksamen Betrachter der Zeitgeschichte wird das nicht entgehen.

Ist Verfolgung Andersdenkender, Andersgläubiger, Andershautfärbiger christliches Gedankengut?


Zitat
Ich frage mich nur, was wäre hier bei uns, wenn das anders geprägt wäre. Was weiß ich, wenn die Türken bei der Türkenbelagerung (unter anderem bei Wien) Erfolg gehabt hätten und wir seit 1683 nicht mehr die christliche, sondern eine islamische Leitkultur hätten. Ginge es uns besser? schlechter? oder ist das überhaupt nicht festzumachen?

Die Türken hatten mit ihrem Kulturtransfer mehr Erfolg als mit ihrem imperialistischen, besonders in Wien  :D
Was wäre Wien ohne Kipferl (Halbmond) und Kaffeehäuser?
Der Papst versuchte zwar den Kaffee als "Teufelsgetränk der Muselmannen" zu verbieten, aber ohne Erfolg.

Wer sich mit der islamischen Welt beschäftigt hat, weiß: Es gibt keine islamische Leitkultur. Da sind die Unterschiede zu groß.
Der einzige Punkt, den man festmachen kann: Man würde in Österreich sicher weniger saufen.

Zitat
Ist also der christliche Kulturkapitalismus in dem wir uns (ohne unsere Einflußnahme) befinden etwas, das unsere Gesellschaft und Kultur eher fördert als etwas anderes?

Dazu müsste man meine Eingangsfrage beantworten.
Was ist christlich?

Zitat
Ich möchte das ganz offen diskutieren, weil ich mir diese Gedanken mache. Bin für jede Wortmeldung dankbar.

schalom

Aisha

tricky

  • Gast
Antw:Das Kreuz mit dem Kreuz im Klassenzimmer
« Antwort #7 am: Mo., 23. November 2009, 15:02 »
Hallo Deria!

Zitat von: Deria
Ich bin mir nicht ganz sicher, wie du das meinst. So wie ich es verstehe muss ich sagen: Wenn ich das Weltgeschehen so beobachte, ginge es mir als Frau in der islamischen Leitkultur schlechter. Wie gesagt, wenn ich das Weltgeschehen beobachte und sehe, wie der Islam gelebt wird.

Als Frau hätte man sicher eine andere Stellung in der Gesellschaft. Nicht, dass es den Frauen und ihren Rechten im christlichen Europa bis zum 20. Jahrhundert wirklich gut gegangen wäre, so ist es ja nun auch nicht, aber ich denke, dass die Rolle der Frau in der moslemischen Gesellschaft eine andere ist. Ausprägungen in extremer Richtung (Iran, Afghanistan, Saudi Arabien) gibt es ebenso wie in gemäßigter Richtung (Marokko, Bahrain, Irak, Malaysien).


Zitat von: Deria
Auch hier weiß ich nicht, was genau du meinst.

Ich frage mich einfach "Was wäre wenn" wir eben nicht in einem mehrheitlich christlichen, sondern einem mehrheitlich hinduistischem oder buddhistischem oder was auch immer -schem wären.
Hat es die christliche Prägung (über Jahrhunderte, ob zwangsweise oder nicht möchte ich hier ausklammern) in diesem Teil der Welt schlußendlich bis heute zu einem Fortschritt gebracht oder nicht? Möglicherweise ist das Zeitspektrum, das wir mit unserem Leben abdecken aber auch zu kurz um das bewerten zu können.

viele Grüße

Tricky

tricky

  • Gast
Antw:Das Kreuz mit dem Kreuz im Klassenzimmer
« Antwort #8 am: Mo., 23. November 2009, 15:51 »
Schalom Aisha!

Zitat von: Aisha
Was bezeichnest du als "christlich europäisches Abendland". Früher war es noch einfacher, da war Europa im Westen, wo bekanntlich die Sonne untergeht. Daher ABENDland. An der Westküste Spaniens war Schluss, Ende der Welt.
Seit 1492 müssen wir uns fragen: ist nicht Amerika das ABENDland?

Das war für mich geographisch gar nicht so fest bestimmt. Besser wäre es zu sagen, im Land bzw. in Ländern, wo die überwiegende Mehrheit der Menschen einer christlichen Religion angehören. Ob jetzt diese Religion auch gelebt wird oder nicht, ist eine zweite Sache, das religiöse Bedürfnis des Menschen wird hierzulande und auch in unseren Nachbarländern mehrheitlich von christlichen Religionen befriedigt.


Zitat von: Aisha
Bei der Bezeichnung "christlich" wird es schon sehr sehr heikel. Meinst du unsere Gesellschaft hier basiert wirklich auf der Lehre eines Jesus?

überhaupt nicht. Wer kümmert sich schon ersthaft um die Lehre eines Jesus. Bestimmte Gebote haben wir aus der Bibel in unser Rechtssystem übernommen. Doch doch, die Ehe, Verbot von Diebstahl, Mord = verboten. Diese Dinge sind doch aus dem christlichen+natürlich auch jüdischen Wertesystem entnommen, oder?

Es geht mir aber eher darum: Trotzdem viele unserer Handlungsweisen und Gewohnheiten als Gesellschaft dem christlichen Wertesystem diametral widersprechen, hatte diese christliche Religion nicht dennoch einen Einfluss darauf, wie unsere Gesellschaft heute aussieht? Ich meine jetzt vorrangig die positiven Dinge:

Freiheit der Meinungsäußerung
Religionsfreiheit
sozialer Friede (im Großen und Ganzen, nicht im Detail!)
solidarisches Gesundheitswesen
...

hätten wir das auch ohne christliche Prägung der Gesellschaft? Hätten wir es vielleicht schon viel länger, wenn das Christentum das nicht abgeblockt hätte? Alles das im Vergleich zu anderen Kulturen und Gesellschaften, die es auch schon lange gibt und die halt ihre Religion als Hintergrunderleuchtung hatten.



Zitat von: Aisha
Was könnte man in unserer Gesellschaft als kulturelle Errungenschaft bezeichen, die eindeutig von der Lehre Jesu kommt?

Darauf wollte ich gar nicht genau eingehen. Eigentlich war ich viel oberflächlicher unterwegs ;-). Die Staatsgründer und auch einige Vordenker waren doch christliche Leute. Viele Menschen, die in Österreich beispielsweise viel Gutes eingeführt haben, bezeichneten sich als Christen. Wenn wir also unsere Gegend hier mit anderen Gegenden vergleichen, sind wir weit gekommen, oder sind wir eher unter den Erwartungen?


Zitat von: Aisha
Ist Verfolgung Andersdenkender, Andersgläubiger, Andershautfärbiger christliches Gedankengut?

Aus meiner Sicht nicht. Aus geschichtlicher Sicht war das Christentum oder das Christensein für viele kein Widerspruch zu ihrer Verfolgungstätigkeit. Mir ist das ein Rätsel, wie man das zusammenbringt, es war aber trotzdem so.


Zitat von: Aisha
Die Türken hatten mit ihrem Kulturtransfer mehr Erfolg als mit ihrem imperialistischen, besonders in Wien  :D
Was wäre Wien ohne Kipferl (Halbmond) und Kaffeehäuser?
Der Papst versuchte zwar den Kaffee als "Teufelsgetränk der Muselmannen" zu verbieten, aber ohne Erfolg.

Das sind wieder eher Details. Kaffee und Kipferl :-) , das liegt wohl eher an der österreichischen Mentalität, dass man sich das Beste schon rausnimmt.


Zitat von: Aisha
Was ist christlich?

Die Frage ist möglicherweise schwerer zu beantworten als die Frage von Pilatus "Was ist Wahrheit".

viele Grüße

Tricky

Aisha

  • Gast
Antw:Das Kreuz mit dem Kreuz im Klassenzimmer
« Antwort #9 am: Mo., 23. November 2009, 16:09 »
Schalom Freily, Deria und Tricky,

gut betrachten wir das Thema wie Tricky vorschlägt
oberflächlicher  ;)
Es geht nicht um die Lehre Jesu , sondern um die Kultur, die sich rund um diejenigen, die sich "Christen" nannten und nennen gebildet hat.

Dazu fällt mir etwas ein:

Zitat von: tricky
ch frage mich einfach "Was wäre wenn" wir eben nicht in einem mehrheitlich christlichen, sondern einem mehrheitlich hinduistischem oder buddhistischem oder was auch immer -schem wären.
Hat es die christliche Prägung (über Jahrhunderte, ob zwangsweise oder nicht möchte ich hier ausklammern) in diesem Teil der Welt schlußendlich bis heute zu einem Fortschritt gebracht oder nicht? Möglicherweise ist das Zeitspektrum, das wir mit unserem Leben abdecken aber auch zu kurz um das bewerten zu können.

Wenn auch in einem anderen Kontext, erwähnst du den Begriff "Zeit". Ich bin der Überzeugung gerade der Zeitbegriff hat unsere Kultur christlich geprägt wie keine andere.
In allen anderen Kulturen (orientalisch (Jüdisch und Islamisch) , asiatisch usw.)
haben die Menschen ein zyklisches Zeitverständis. Da sich alles so schön dreht, wie ein Rad und in Zyklen wiederkehrt, hat man es überhaupt nicht eilig und findet viel Zeit zu ruhen.

Die christliche Kultur hat ein lineares Zeitverständnis. Hier "verrinnt die Zeit", "die Zeit ist Geld", wer ruht ist "faul". (den Juden hat man wegen des Schabbats jahrhundertelang nachgesagt "faul" zu sein).

Während alle anderen Religionen (Hinduismus, Buddhismus, Taoismus, Islam, Judentum ....) die Religion als Gegensatz zu dieser Welt (Materialismus, Egoismus, Tod (=Zeit ist aus)) sieht und den Menschen Trost spendet und von der EWIGKEIT spricht, kam die christliche Kultur auf eine ganz widersinnige Idee: Im 13. Jahrhundert beschloss man auf allen religiösen christlichen Gebäuden eine UHR anzubringen. .

Man stelle sich das vor!!!
Wäre jemals ein Buddhist, Hinduist...auf die Idee gekommen, auf das Symbol der Ewigkeit (Tempel) ein Symbol der Begrenzheit und des Todes , ein Symbol dieser Welt , anzubringen?
Geschweige denn am Tempel in Jerusalem!
G'tt hatte dem David den Bauplan vermittelt, wie er genau den Tempel zu bauen hätte (dies sein Sohn dann umsetzte) , ABER ganz ohne Uhr!!!!!

Denken wir darüber nach! Die ganze Symbolik des Tempels wäre zerstört gewesen.

Aber die katholische Kirche kam im 13. Jh. auf diese Idee, weshalb auch immer und dies hat unsere Kultur beeinflusst, wie , so meine ich, nichts sonst.
Seitdem bimmeln die Kirchenglocken, im Mittelalter lief sogar ein Mann in Schwarz des Nachts herum, um die Leute JA sogar im Schlaft daran zu erinnern: Es hat ...geschlagen  ;D

Seitdem hat uns die Zeit im Griff!

"Keine Zeit verschwenden"
"Terminplaner"
"Zeit ist Geld"
"Rationalisierung"
"Keine Zeit für Familie"
usw.

es nimmt uns gefangen wie nichts sonst.

schalom

Aisha

ernamen

  • Gast
Antw:Das Kreuz mit dem Kreuz im Klassenzimmer
« Antwort #10 am: Di., 24. November 2009, 07:52 »
Kronen Zeitung 22.November 2009
Sonntag Johannes Evangelium
Pilatus: So bist du dennoch König

Ernamen, was hat das mit unserem Thema zu tun?

Aisha _Admin

tricky

  • Gast
Antw:Das Kreuz mit dem Kreuz im Klassenzimmer
« Antwort #11 am: Mo., 30. November 2009, 10:33 »
Schalom Aisha!

Endlich wieder ein bisschen Zeit zum Posten.

Zitat von: Aisha
gut betrachten wir das Thema wie Tricky vorschlägt
oberflächlicher  ;)

Ich bin draufgekommen, dass das manchmal ganz gut tut. Wir dürfen auch nicht vergessen, dass die Oberfläche das ist, was man sieht. Sie zeigt das, wie es im Endeffekt dann äußerlich aufscheint.


Ich darf freudig anmerken, dass du mit deinem Thema "Zeit" genau dort bist, wo ich im zweiten Schritt des Themas hin wollte. Was hat uns das gesellschaftliche Christentum (eben der Fakt, dass wir in Österreich mehrheitlich christlich...also katholisch sind) "eingebrockt", was hat es uns aber vielleicht auch gebracht, wo wir (wenn wir dazu im Vergleich andere Gesellschaften anschauen) hingekommen sind.


Zitat von: Aisha
Wenn auch in einem anderen Kontext, erwähnst du den Begriff "Zeit". Ich bin der Überzeugung gerade der Zeitbegriff hat unsere Kultur christlich geprägt wie keine andere.
In allen anderen Kulturen (orientalisch (Jüdisch und Islamisch) , asiatisch usw.)
haben die Menschen ein zyklisches Zeitverständis. Da sich alles so schön dreht, wie ein Rad und in Zyklen wiederkehrt, hat man es überhaupt nicht eilig und findet viel Zeit zu ruhen.

Sehr interessante Beobachtung. Mir ist das noch nicht aufgefallen, dass andere Kulturen das eben zyklisch sehen. Die Einteilung der Wochentage und der Stunden ist ja gleich, überall, oder? Klar, sonst würden wir uns ja nicht zeitlich verständigen können.
Betrachten wir vielleicht als Beispiel eine Kultur, die weder jüdisch noch christlich geprägt ist. Ist nicht Zeit in China genauso Geld? Und die haben 7 Tage 24 Stunden ihre Geschäfte offen.


Zitat von: Aisha
Die christliche Kultur hat ein lineares Zeitverständnis. Hier "verrinnt die Zeit", "die Zeit ist Geld", wer ruht ist "faul". (den Juden hat man wegen des Schabbats jahrhundertelang nachgesagt "faul" zu sein).

Das würde aber dann doch dem Verständnis des christlichen Sonntags widersprechen, oder? Ok, sie haben den Sabbat auf den Sonntag verlegt. Aber Arbeiten war da doch strikt verboten, oder? Was sollte man machen, wenn man nicht arbeitet, doch ruhen, oder?


Zitat von: Aisha
Man stelle sich das vor!!!
Wäre jemals ein Buddhist, Hinduist...auf die Idee gekommen, auf das Symbol der Ewigkeit (Tempel) ein Symbol der Begrenzheit und des Todes , ein Symbol dieser Welt , anzubringen?
Geschweige denn am Tempel in Jerusalem!
G'tt hatte dem David den Bauplan vermittelt, wie er genau den Tempel zu bauen hätte (dies sein Sohn dann umsetzte) , ABER ganz ohne Uhr!!!!!

Das ist echt eine super Beobachtung. Ich habe darüber nie nachgedacht, aber du hast vollkommen Recht! Die Frage ist natürlich, ob man zur Zeit Davids überhaupt schon so Uhren baute. Weiß ich nicht, ich denke, dass man sich damals allgemein an der Sonne orientierte, es hätte also maximal eine Sonnenuhr sein können. Waren die ersten Uhren auf den Kirchtürmen auch Sonnenuhren? Ist es nur ein westliches Europa/USA Phänomen, dass das Christentum so auf die Zeit schaut, oder ist es ein global christliches?


Mehr solche Beispiele!



viele Grüße

Tricky

Aisha

  • Gast
Antw:Das Kreuz mit dem Kreuz im Klassenzimmer
« Antwort #12 am: Mo., 30. November 2009, 18:46 »
Schalom Tricky,



Zitat
Sehr interessante Beobachtung. Mir ist das noch nicht aufgefallen, dass andere Kulturen das eben zyklisch sehen. Die Einteilung der Wochentage und der Stunden ist ja gleich, überall, oder? Klar, sonst würden wir uns ja nicht zeitlich verständigen können.

Tricky, das ist Sozialforschung. Es gibt darüber viel Literatur, viele Erfahrungsberichte. Es hat weniger mit der Einteilung von Stunden usw. zu tun, sondern mit dem subjektiven Empfinden der Menschen. Wie empfinden Menschen verschiedener Kulturen Zeit?
Darum geht es. Dass die Sonne für alle Menschen morgens auf und abends untergeht , ist überall gleich. Das Empfinden jedoch ganz und gar nicht. Es gibt sogar ein englischsprachiges Buch darüber, wo Fallbeispiele rund um den Globus beschrieben werden. Es ist sehr interessant und auch sehr amüsant zu lesen. Ich hoffe, dass ich noch einige Beispiele zur Veranschaulichung auftreiben kann.


Zitat
Betrachten wir vielleicht als Beispiel eine Kultur, die weder jüdisch noch christlich geprägt ist. Ist nicht Zeit in China genauso Geld? Und die haben 7 Tage 24 Stunden ihre Geschäfte offen.

Unser Thema hier ist: Was hat die christliche Kultur gebracht?
Darunter verstehe ich, etwas Neues und nicht etwas Übernommenes. Der Kapitalismus in China ist importiert und nicht Kultur des chinesischen Volkes. Gerade was das Zeitverständnis betrifft.  Dieses Zeitverständnis hat seine Wurzel in der christlichen Kultur des 13. Jh. , der Kapitalismus ist ein Kind der christlichen Reformation (ab 16 jh.).
Trotz allem funktionieren Geschäftsbeziehungen in China heute ganz anders als in Europa oder den USA.

Zitat
Zitat von: Aisha

    Die christliche Kultur hat ein lineares Zeitverständnis. Hier "verrinnt die Zeit", "die Zeit ist Geld", wer ruht ist "faul". (den Juden hat man wegen des Schabbats jahrhundertelang nachgesagt "faul" zu sein).


Zitat von: Tricky
Das würde aber dann doch dem Verständnis des christlichen Sonntags widersprechen, oder? Ok, sie haben den Sabbat auf den Sonntag verlegt. Aber Arbeiten war da doch strikt verboten, oder? Was sollte man machen, wenn man nicht arbeitet, doch ruhen, oder?

Ich sprach vom 13.Jh. Davor war es im Christentum noch nicht so.

Zitat
Zitat von: Aisha

    Man stelle sich das vor!!!
    Wäre jemals ein Buddhist, Hinduist...auf die Idee gekommen, auf das Symbol der Ewigkeit (Tempel) ein Symbol der Begrenzheit und des Todes , ein Symbol dieser Welt , anzubringen?
    Geschweige denn am Tempel in Jerusalem!
    G'tt hatte dem David den Bauplan vermittelt, wie er genau den Tempel zu bauen hätte (dies sein Sohn dann umsetzte) , ABER ganz ohne Uhr!!!!!

Zitat von: Tricky
Das ist echt eine super Beobachtung. Ich habe darüber nie nachgedacht, aber du hast vollkommen Recht! Die Frage ist natürlich, ob man zur Zeit Davids überhaupt schon so Uhren baute. Weiß ich nicht, ich denke, dass man sich damals allgemein an der Sonne orientierte, es hätte also maximal eine Sonnenuhr sein können. Waren die ersten Uhren auf den Kirchtürmen auch Sonnenuhren? Ist es nur ein westliches Europa/USA Phänomen, dass das Christentum so auf die Zeit schaut, oder ist es ein global christliches?

Nein, das hat mit Technik nichts zu tun, sondern von der Vorstellung , was Religion ist, wie G'tt ist.

Es ist zweifelslos (Sozialforschung) eine christliche kulturelle "Errungenschaft". Trotzdem hat es noch nicht global Fuß gefasst. In Afrika oder Südamerika ist unter Christen das Zeitverständnis noch immer anders als in Europa oder den USA.

schalom

Aisha 

Aisha

  • Gast
Antw:Das Kreuz mit dem Kreuz im Klassenzimmer
« Antwort #13 am: Do., 10. Dezember 2009, 12:58 »
Schalom,

was hat uns die christliche Kultur noch gebracht?

Da fällt mir die Verherrlichung der Arbeit ein.

Im biblischen Kulturkreis war Arbeit nichts Positives.
Im Gegenteil. Schon Adam wurde damit bestraft mit Mühe den Ackerboden bearbeiten zu müssen usw.
Gesegnete Menschen in der Bibel mühten sich nicht ab, sondern ihre weltliche Arbeit wurde gesegnet. wie Salomon sagte: Der Segen von JHWH alleine macht reich und nichts tut eigene Mühe dazu.

Schwere körperliche Arbeit galt als Fluch G'ttes.

Erst mit der christlichen Reformation wurde die Arbeit an eine neue Stelle gerückt und zwar die Lohnarbeit.  Umso mehr man sich abrackerte, desto mehr wert war man. Arbeitsleistung stand über anderen Werten. (siehe protestantische Ethik von Max Weber). Dies führte nach und nach dazu, dass die häusliche Arbeit der Frauen als Mütter immer geringer geschätzt wurde. Es hatte einfach keinen Wert mehr.

Die Nationalsozialisten brachten es so weit über dem KZ Auschwitz die Schrift anzubringen: Arbeit macht frei.

Aisha


 

Powered by EzPortal