Autor Thema: POSEIDONISMUS  (Gelesen 5479 mal)

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Offline זאב ברנובסקי ABA

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POSEIDONISMUS
« am: So., 26. August 2012, 15:15 »
> POSEIDONIUS < Schüler des > PANAETIUS <

שלום כולם

Schalom zusammen,
bei vielen Ausführungen für oder gegen die Lehre des Christentums, zitiere ich sehr oft den POSEIDONISMUS als einzigste monotheistische Lehre aus dem hellenistischen Heidentum! POSEIDONIUS gehört genau so wie Seneca und Epiktet zu den philosophischen Lehrern der STOA ! Die Entwicklung des POSEIDONISMUS selbst, zieht sich von der "mittleren STOA" bis zur "jüngeren STOA", wo die größere Wirklichkeitsnähe die Alleinherrschaft der Vernunft in die zweite Reihe verwies. POSEIDENIUS von Apemeia wirkte ca. 135 – 50 v.u.Z, so dass seine Blütezeit ungefähr in die Jahre 90 – 60 v.u.Z. fällt. Sein LEHRER wiederum war PANAETIUS (παναιτιος).
Schon PANAETIUS leugnete die Existenz vieler Götter und sein Schüler POSEIDENIUS glaubte in Wahrheit nur an eine EINZIGE GOTTHEIT ! in der er einen ...
  •    >> denkenden Feuergeist sah, der ohne Gestalt und Form ist,
  •    >> sich nach Belieben wandeln kann,
  •    >> und mit jedem Geschöpf EINS werden kann.
  •    >> ... dem sinnlichen Auge fern bleibt und ...
  •    >> nur in der Kraft des Geistes erkennbar ist !
Im "Personellen-Bild" des Zeus/Jupiter sieht Poseidenius den "Lenker und Hüter der Welt" als "Seele und Geist des Universums" [Seneca beschreibt diese poseidonistische Ansicht mit: > rector custosque universi, animus et spiritus munde < (Quastiones Naturales, II, 45)]

Von seinem Lehrmeister PANAETIUS schuf, bzw verfeinerte er den Begriff .
>>> HUMANITÄT <<<
 
Ich zitiere einige Lehr/Grundsätze daraus:

  • > Das Wichtigste ist ein moralischer Lebenswandel, der auf sittlich richtige Normen gegründet ist!
  • > Das Unrecht, das einem Menschen angetan wird, ist ein Vergehen gegen die Gottheit!
  • > Alle Menschen sind gleich: Männer, Frauen, Griechen und Barbaren Freie und Sklaven. Kein Mensch ist von Natur aus Sklave
In seiner Auffassung von der SEELE lehrt er:
  • > WIR sind nicht unsere Leiber; wenn ich zu dir spreche, meine ich nicht meinen Körper!
  • > Das ICH des Menschen sind sein GEIST und seine SEELE! Seele und Gottheit sind gleichen Ursprungs, gleichen Wesens!
  • > Die SEELE ist "ein von oben stammender Teil Gottes"!
  • > Gott wohnt in unseren Herzen; er ist bei uns, um uns, in uns!
  • > Wir sind Glieder eines großen Körpers; denn zwischen uns und der Gottheit besteht blos darin der Unterschied,  dass das Denken UNS nur zu einem Teil ausfüllt, die Gottheit aber - VOLLSTÄNDIG - !
  • > Eine erhabene und heilige Seele, die uns vom Himmel gesendet ist, dass wir die Gottheit aus der Nähe schauen, wohnt in uns; aber zugleich bleibt sie in ihrem göttlichen Quell einbezogen!
  • > Wenn sich der Geist vollständig vom Körper löst, kommt es zu Verzückungen (Ekstase) in denen der Geist der prophetischen Gabe fähig wird!
  • > Alles entstammt dem Willen der Gottheit, mit Ausnahme was die Bösen tun!
  • > Die Seele lebt ewig, denn sie ist ja ein Teil des ewigen Lebens der Gottheit!
  • > Das irdische Leben ist nur ein kleiner Teil und Bruchstück des ewigen Lebens!
  • > Alles was der Mensch in dem kurzen Wandel dieses Lebens braucht und wonach er verlangt ist deshalb wertlos!
Wie auch schon sein Lehrer sagte:
Der Mensch solle naturgemäß leben, d.h. gemäß den Lebensbedingungen, die durch die Natur gegeben sind:
(το ζην κατα τας δεδομενας ημιν εκ φυσεως αφορμας)
weiterhin:

  • > unser Antlitz hat die Natur dem Himmel zugewandt, wärend sie das Silber und Gold zu unseren Füßen, __d.h. in den Schoß der Erde gelegt habe!
  • > Im Menschen lebt eine Liebe zu seinem ICH, das ihn mit fortzieht!
  • > aber dieses ICH soll das eines “Vernunftwesens“ sein, denn ... der Mensch ist sich selbst wertvoll nur insofern er Mensch ist!
  • > An den religiösen BRÄUCHEN der HEIDEN soll man FESTHALTEN, weil sie das VOLK braucht. Aber einen Selbstwert haben sie nicht!
Auch lehrte POSEIDONIUS ähnlich wie Deutero-/ od. Trito-JESAJA :
  • > Der Himmel ist der Gottheit Thron, die Erde sein Fußschemel ! –
  • > Was für ein Haus sollen wir “IHM“ bauen, was für ein Ort für seine Ruhestätte!
  • > Nur die ganze Welt ist der wahre Tempel der Gottheit, und nicht die von Menschenhand geschaffenen Heiligtümer und Tempel!
JEDOCH derartige Weltauffassungen von den Poseidonisten, also auch von den Schüler Poseidenius es wie z.B. Seneca, ist noch kein CHRISTENTUM! Zur Zeit des PAULUS wurden mit Sicherheit die religiösen Ansichten der griechischen Philosophie nicht voll befriedigt, so dass viele ihr Heil in dem neuen Glauben suchten. Die große Masse der "suchenden" Heiden konnten kein Genügen an einer abstrakten Philosophischen Lehre finden. Besonders da sie keinen "lebendigen" Gott kennt, einen Bildner und Schöpfer, einen Lenker und Hüter der Welt! EINEN der begnadet, bestraft, vom Leiden befreit, stirbt, aufersteht, und alle die ihm anhängen, erlöst und wieder belebt!

Indes steht aber zweierlei zweifellos fest:
1.
Dass die STOA (also Phil. im Allgemeinen) nicht gerade die eine oder andere bestimmte Richtung auf PAULUS und seine Nachfolger Einfluss geübt hat. Dieser ist nicht durch diese oder jene stoische Lehre, durch diese oder jene Anschauung, diesen oder jenen Ausdruck eines ganz bestimmten Philosophen erfassbar, vielmehr durch den ALLGEMEINEN GEIST des philosophischen Systems. Genau wie wir im Buch KOHELET, findet sich kein direktes griechisch philosophisches System dieser oder jener Art, aber der griechisch philosophische Geist im ALLGEMEINEN schwebt über dem GANZEN, eben als allgemeiner Einfluss, unbestimmbar jedoch unverkennbar!

2.
Es besteht tatsächlich eine geistige Verwandtschaft zwischen den Poseidonisten und den jüdischen bzw. christlichen Weisen, trotz des grundsätzlichen Unterschiedes zwischen ihnen, wenn es sich um den Wert des Geistes und der Seele gegenüber der Materie und dem Körperlichen, oder um eine rigorose Sittlichkeit, oder um die besondere Bedeutung des jenseits u.dgl. handelt. Diese Verwandtschaft erleichterte es dem Christentum, seine Lehren unter den "gebildeten" Heiden zu lehren und zu predigen.

Die griechischen und auch römischen Philosophen des ersten christlichen Jahrhunderts hingegen, sahen im Judentum und damit auch im entstehenden Christentum einen "Aberglauben" und widersetzten sich seiner Ausbreitung mit aller Macht, während sie zu den Göttern des eigenen Volkes keine ganz negative Stellung einnahmen. Das Befremdliche an der heidnischen Mythologie beseitigten sie durch allegorische Umdeutung und empfahlen ihren Schülern die Götter zu ehren, um nicht schweren Unwillen bei den Volksmassen zu erregen. Sie selbst aber ahnten nicht, dass die unbewusst und unwillkürlich durch ihre ethischen Systeme und religiösen Ansichten die BESTEN Geister der heidnischen Welt auf das Christentum vorbereiteten. Ebenso wenig ahnte PAULUS, wie sehr er sein Christentum diesem Teil der heidnischen Welt dadurch angenehm machte, dass er unbewusst und unwillkürlich heidnische Elemente, die seinem christologischen Monotheismus entsprachen, übernahm.
Ich müsste noch mehr über die religiösen Bewegungen innerhalb des antiken Judentums im Zeitalter JESU erwähnen, doch ich denke Momentan ist es genug.


שלום אבא
Schalom ABA
זאב ברנובסקי

 PS.:
folgende Lehrer zitierte ich:
L. Friedländer, M. Friedländer, J. Klausner,
E. Schwartz, I. Heinemann, R. Reitzenstein

Bildquelle: viamus-Uni-Göttingen
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« Antwort #1 am: So., 26. August 2012, 15:30 »
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